Kommentar
Ein Herz für die Hirnstimulation
Wer nach einem guten Beispiel sucht, wie schleppend der medizinische Fortschritt in der Praxis ankommt, der wird bei der tiefen Hirnstimulation (THS) fündig.
Deutsche Forscher sind zwar weltweit führend, wenn es darum geht, diese Technik bei neuen Indikationen wie Depression zu erproben oder sie bei Parkinson zu optimieren. Sie hatten auch schon vor drei Jahren eine Studie publiziert, die schwer kranken Parkinsonpatienten mit Hirnstimulation eine bessere Lebensqualität bescheinigte als mit optimierter Arzneitherapie - das Ergebnis wurde nun in einer US-Studie bestätigt.
Und deutsche Forscher haben die ersten großen Studien zur Hirnstimulation bei Patienten in frühen Parkinsonstadien initiiert. Allerdings: Patienten in Deutschland scheint dies wenig zu nützen. Nirgendwo sonst in Europa sind Ärzte so zurückhaltend mit der THS wie hierzulande. In einer 2002 veröffentlichten Analyse bekamen die THS nur fünf Prozent aller dafür geeigneten Patienten, in der Schweiz waren es immerhin 30 Prozent.
Sicher, die THS ist mit Risiken verbunden, etwa tödlichen Hirnblutungen bei einem halben Prozent der Patienten. Dem sollte man aber gegenüberstellen, dass die meisten Patienten von der THS massiv profitieren.
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