Eine einzige Toxin-Injektion zähmt überaktive Blase sechs Monate lang

BERLIN (gvg). Immer häufiger setzen Urologen Botulinum-Toxin zur Therapie von Patienten mit überaktiver Blase ein. Mit einer einzigen Injektion können die Beschwerden monatelang unter Kontrolle gebracht werden.

Veröffentlicht:

"Botulinum-Toxin ist bei dieser Indikation nach wie vor nicht zugelassen, aber es wird mittlerweile breit verwendet", sagte Professor Chris Chapple aus Großbritannien auf dem Europäischen Urologenkongress in Berlin. Das Toxin wird zur Ruhigstellung einer überaktiven Blase direkt in die Blasenwand, und zwar in den Detrusormuskel, injiziert. Es reduziert die efferente Nervenaktivität, wahrscheinlich, indem es die Freisetzung von Acetylcholin hemmt.

Der Neurotransmitter ist für die Kontraktion der parasympathisch innervierten Blasenwand erforderlich. Möglicherweise würden auch afferente Fasern blockiert, was zu einem verringerten Gefühl der Dranginkontinenz führe, sagte Professor Dirk De Ridder vom Uniklinikum Leuven in Belgien.

Gute Daten zur der Toxin-Anwendung gebe es bisher vor allem bei Patienten mit neurogener Überaktivität des Detrusors. Mehrere offene und zwei randomisiert-kontrollierte Studien hätten die gute Wirksamkeit der Behandlung bei diesen Patienten dokumentiert. "Mit einer einzigen Injektion können die Symptome bei einigen Patienten für sechs Monate und länger gelindert werden", sagte Chapple. Auch wiederholte Injektionen mit der Substanz scheinen sicher zu sein, wenngleich sich die Urologen bisher weder über die optimale Dosis noch über die optimale Injektionstechnik einigen konnten.

Bei idiopathischer Dranginkontinenz sei die Datenlage wesentlich schlechter, sagte De Ridder in Berlin. Hier gibt es bisher keine randomisiert-kontrollierte Studie. Nicht zuletzt deswegen könne auch noch nicht genau angegeben werden, wie hoch das Risiko einer Harnretention ist. "Es ist wohl erhöht, aber wahrscheinlich liegt es unter fünf Prozent", so De Ridder.

Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Bessere Sensitivität als FIT

Neue Tests spüren Darmkrebs recht präzise auf

Lesetipps
Eine warme Beleuchtung sorgt im Empfangsbereich für eine angenehme Atmosphäre.

© Javier De La Torre / Westend61 / picture alliance

Praxiseinrichtung

Licht an! Die richtige Beleuchtung in der Arztpraxis

Die Allianz Chronisch Seltener Erkrankungen warnt, die geplante Klinikreform bilde die besondere Situation für die Behandlung von Menschen mit seltenen Erkrankungen nicht ausreichend ab.

© Frank Molter / dpa

Sieben-Punkte-Papier mit Forderungen

ACHSE beklagt: Seltene Erkrankungen bei Klinikreform nicht berücksichtigt