Frauenselbsthilfe kritisiert übereilte Brust-Operationen

BERLIN (ble). Die Bundesvorsitzende der Frauenselbsthilfe nach Krebs, Hilde Schulte, hat scharfe Kritik an überstürzten Operationen von Frauen nach einem positiven Brustkrebsbefund durch die Mammografiezentren geäußert.

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So komme es immer wieder vor, dass Frauen mit einem positiven Befund bereits tags darauf operiert würden, "nur weil der OP frei ist oder es dem Arzt in den Kram passt", sagte sie bei einer Veranstaltung in Berlin zum Brustkrebsmonat Oktober. "Wir bekommen aus der ganzen Republik Rückmeldungen, dass sich Frauen überrumpelt fühlen", kritisierte sie.

Viele Frauen befänden sich nach der Diagnose Krebs in einem Schockzustand und könnten in so kurzer Zeit keine objektiven Entscheidungen treffen, so Schulte. Sie kritisierte zudem, dass auch Frauen mit einem Frühstadium des Krebses, dem Duktalen Carcinoma in situ (DCIS), unterschiedslos operiert würden. "Nur ein Teil der DCIS entwickelt sich und führt irgendwann zu Symptomen", sagte sie.

Vertreterinnen von Mammografiezentren wiesen die Darstellungen Schultes zurück. So gebe es Frauen, die sofort operiert werden wollten, sagte die Leiterin des Uni-Brustzentrums Tübingen, Dr. Ute Krainick-Strobel. Anderen Frauen empfehle man, sich mehr Zeit für eine Entscheidung zu lassen, da es nicht auf wenige Tage ankomme. "Vorrang hat immer der Wunsch der Frau", sagte auch die Leiterin des Referenzzentrums Mammografie Berlin Dr. Lisa Regitz-Jedermann. Wichtig sei, die Frauen nach positivem Befund nicht aus den Augen zu verlieren, so Krainick-Strobel.

Sie verteidigte das Vorgehen beim Frühstadium des Brustkrebs: "Ich möchte lieber mit 69 Jahren ein DCIS operiert bekommen als mit 80 Jahren ein nicht mehr operables Karzinom zu haben." Die Präsidentin der Deutschen Krebshilfe Professor Dagmar Schipanski warnte vor einer Verunsicherung der Frauen durch Kritik am Mammografie-Konzept.

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