Für Zappelphilippe gibt es ein neues Medikament

FRANKFURT AM MAIN (ner). Ein neues Medikament zur Behandlung bei Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) steht ab dem 1. März in Deutschland zur Verfügung. Das in den USA bereits seit zwei Jahren zugelassene Atomoxetin (Strattera®) unterliegt nicht dem Betäubungsmittelgesetz und ist kein Psychostimulans.

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Atomoxetin ist ein selektiver Nor-adrenalin-Wiederaufnahmehemmer, der indirekt auch das dopaminerge System moduliert, wie Dr. Peter Wehmeier vom Unternehmen Lilly berichtet hat. Dadurch werden Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität, Impulsivität und andere ADHS-Kernsymptome kontinuierlich reduziert, haben Placebo-kontrollierte Studien mit mehr als 6000 Patienten ergeben (wir berichteten).

Auch Selbstwertgefühl, Allgemeinverhalten, familiäre Aktivitäten oder weitere Kriterien der psychosozialen Funktion besserten sich signifikant, so der Kinder- und Jugendpsychiater bei Einführung des Arzneimittels in Frankfurt am Main. Die Wirkstärke war im Vergleich ähnlich wie die von Methylphenidat .

Atomoxetin wird einschleichend und körpergewichtsadaptiert dosiert. Meist reiche die einmal tägliche Einnahme aus, sagte Dr. Michael Huss, Kinderpsychiater an der Charité Berlin. Bei Bedarf könne die Tagesdosis auch auf zwei Applikationen verteilt werden, etwa bei unerwünschten Wirkungen oder zur Optimierung des Wirkprofils.

Erste Therapieeffekte sind im Allgemeinen in der ersten Behandlungswoche zu erwarten, die volle Wirkung wird nach durchschnittlich vier bis sechs Wochen erreicht. Eine Umstellung von Methyl-phenidat auf das neue Mittel könne überlappend erfolgen, so Huss. Tics oder Angststörungen seien keine Kontraindikationen. Ein Sucht- oder Mißbrauchspotential gebe es nicht.

Atomoxetin hat sich in Zulassungsstudien als gut verträglich erwiesen. Häufigste unerwünschte Wirkungen sind Appetitlosigkeit, abdominelle Beschwerden und Kopfweh.

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