Bakterien tauschen DNA aus

Helicobacter – Das Chamäleon im Magen

Wie kann sich ein Bakterium so schnell an den Menschen anpassen? Wissenschaftler haben die schnelle Anpassungsfähigkeit des Magenkeims Helicobacter pylori ergründet.

Veröffentlicht:
Veränderbar wie ein Chamäleon: Das Helicobacter pylori-Bakterium kann sich rasend schnell an den Menschen anpassen. Wissenschaftler haben jetzt entdeckt wie.

Veränderbar wie ein Chamäleon: Das Helicobacter pylori-Bakterium kann sich rasend schnell an den Menschen anpassen. Wissenschaftler haben jetzt entdeckt wie.

© Eric Isselée / Fotolia.com

HANNOVER. Das Magenkrebs auslösende Bakterium Helicobacter pylori kann sich so genau an den Menschen anpassen, dass es so individuell wird wie ein menschlicher Fingerabdruck: Wie kein anderes Bakterium variiert es dazu im Laufe der Infektion seine Gene, teilt die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) mit.

Nun haben MHH-Wissenschaftler in Zusammenarbeit mit dem Statistikexperten Dr. Xavier Didelot vom Imperial College in London den Grund für diese große Variabilität herausgefunden (Nature Communications 2016; online 22. Juni).

Bakterium hat zwei DNA-Austauschsysteme

Bereits bekannt war, dass zwei verschiedene Helicobacter pylori-Bakterien DNA-Fragmente austauschen, wenn sie im Magen aufeinandertreffen.

Nun zeigte sich, dass die große Individualität dadurch zustande kommt, dass es zwei Aufnahmemechanismen gibt, die zur Integration von Fragmenten unterschiedlicher Längen führen: "Die Aufnahme ganz kurzer Genschnipsel, die weniger als 50 Basenpaare lang sind, ermöglicht den Bakterien eine extrem hohe Variabilität innerhalb der Gene.

Aufnahme längerer DNA-Stücke lässt Bakterium ganze Gene austauschen

Die Aufnahme längerer, im Durchschnitt 1600 Basenpaare umfassender DNA-Stücke sorgt für Konstanz und die Möglichkeit, ganze Gene auszutauschen. "Der Effekt des Erbgut-Austausches ähnelt sogar dem, der bei sexuell reproduzierenden Organismen stattfindet", wird Professor Sebastian Suerbaum in der Mitteilung zitiert.

Der Leiter des MHH-Instituts für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene möchte mit seinem Team nun den zugrundeliegenden molekularen Mechanismen auf die Spur kommen. Die große genetische Variabilität von Helicobacter pylori wird auch als eine wichtige Hürde für die Entwicklung eines Impfstoffs gegen diesen Erreger angesehen. (eb)

Mehr zum Thema

Bessere Sensitivität als FIT

Neue Tests spüren Darmkrebs recht präzise auf

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview zum 128. Deutschen Ärztetag

StäKo-Vorsitzender Herrmann: „Unsere Weiterbildungen sind überladen“

Lesetipps
Dr. Sonja Mathes sprach sich bei der Hauptversammlung des Marburger Bundes dafür aus, die Kolleginnen und Kollegen dabei zu unterstützen, die bald obligatorische Zeiterfassung für Ärzte an Unikliniken konsequent einzufordern.

© Rolf Schulten für die Ärzte Zeitung

143. Hauptversammlung des Marburger Bundes

MB-Delegierte: Elektronische Zeiterfassung an Unikliniken muss durchgesetzt werden

Dr. Andreas Botzlar, 2. Vorsitzender des Marburger Bundes

© Porträt: Rolf Schulten | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

Podcast „ÄrzteTag vor Ort“

Klinikärzte in der Primärversorgung – kann das gehen, Herr Dr. Botzlar?