Hilfe bei Verdacht auf Kindesmißhandlung

KASSEL (nsi). Haben Ärzte den Verdacht, daß Kinder, die sie behandeln, von den Eltern vernachlässigt oder mißhandelt werden, können sie den Verdacht diskret überprüfen - etwa, indem sie die Kinder regelmäßig einbestellen.

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In Deutschland wird schätzungsweise jedes zehnte Kind körperlich oder emotional vernachlässigt. Gerade für Haus- und Kinderärzte gebe es viele Möglichkeiten, solchen Kindern und ihren Familien zu helfen, oft auch ohne die ärztliche Schweigepflicht zu verletzen und persönliche Daten von Patienten an Dritte weitergeben, sagte der Pädiater Dr. Bernd Herrmann aus Kassel.

Er selbst spreche bei Verdacht auf Mißhandlung oder Vernachlässigung die Eltern an, ohne sie zunächst mit dem Verdacht zu konfrontieren, sagte Herrmann bei einer Fortbildungsveranstaltung des Klinikums Kassel und der Techniker Krankenkasse in Kassel.

Etwa: "Ich mache mir Sorgen um die Gesundheit Ihres Kindes und bitte Sie, es regelmäßig bei einem Kinderarzt vorzustellen." Wichtig sei dann, nachzuprüfen, ob die Familie sich auch an die Verabredung hält.

Wenn ein Verdacht besteht, ist es auf jeden Fall sinnvoll, sich mit Kollegen oder Ansprechpartnern bei Kinderschutzgruppen und Jugendämtern auszutauschen, die sich mit aktiver und passiver Gewalt gegen Kinder befassen, sagte Herrmann.

Es gelte, möglichst frühzeitig ein problematisches Beziehungsgefüge zwischen Eltern und Kind aufzudecken, da schon grundlegende Störungen im ersten Lebensjahr oft nicht mehr reversibel seien. Offene oder versteckte Ablehnung des Kindes äußere sich häufig schon bei Vorsorgeuntersuchungen, zum Beispiel durch Vermeiden von Körperkontakt, geringe Zärtlichkeit und wenig freundlichem Umgang mit dem Kind.

Lesen Sie dazu auch den Hintergrund: Auch Adipositas kann bei Kindern auf Vernachlässigung deuten

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