Hoher HbA1c-Wert begünstigt Fehlbildungen

LEIPZIG (ej). Wenn schwangere Frauen mit Diabetes ihre Blutzuckerwerte streng kontrollieren, haben sie die gleiche Chance auf ein gesundes Kind wie eine Frau ohne Diabetes. Enge Grenzwerte lassen sich dabei gut mit einem kurzwirksamen Insulin einhalten.

Veröffentlicht:

Normnahe Blutzuckerwerte sind in keiner Lebensphase so wichtig wie in der Schwangerschaft. Denn damit können das Fehlbildungs- und Abortrisiko gesenkt sowie Diabetes-spezifische Komplikationen vermieden werden. Normnah während der Schwangerschaft heißt: Die Blutzuckerwerte sollten nüchtern und vor dem Essen zwischen 60 und 90 mg/dl liegen, eine Stunde nach dem Essen 140 mg/dl nicht überschreiten.

"So enge Grenzwerte können am besten mit einem kurzwirksamen Insulin erreicht werden", sagte Professor Lois Jovanovic aus Santa Barbara in den USA beim Diabeteskongreß in Leipzig. Insulin lispro (Humalog®) zeichne sich dadurch aus, daß es im Vergleich zum langsamer anflutenden Humaninsulin besser die postprandiale Blutglukose senkt und seltener zu schweren Hypoglykämien führt.

Keine erhöhte Fehlbildungsrate bei Therapie mit Insulinanalogon

Trotzdem gebe es immer wieder Bedenken, ob ein Insulin mit veränderter Molekülstruktur im Vergleich zu Humaninsulin nicht doch ein Risiko für die Entwicklung eines Kindes darstelle. Dies wurde in einer retrospektiven Studie mit knapp 500 Schwangeren mit Diabetes untersucht. Es handelte sich zumeist um Typ-1-Diabetikerinnen.

Bei 27 von diesen Frauen lebend geborenen Kindern (5,4 Prozent) kam es zu Fehlbildungen. Dies entspreche der in der Literatur angegebenen Anomalierate von zwei bis elf Prozent für Kinder von Müttern mit Diabetes.

Mit dem HbA1c-Wert steigt die Fehlbildungsrate

In der Studie stellte sich auch heraus, daß Neugeborene von Frauen mit einem normnahen HbA1c-Wert zu Anfang der Schwangerschaft keine Anomalien hatten. Dagegen gab es in den Gruppen mit stark erhöhten HbA1c- Werten sogar bei zwölf Prozent der Neugeborenen Fehlbildungen. Selbst Frauen, die von anfänglich schlechter Stoffwechselsituation zu sehr viel besseren Werten im dritten Trimenon kamen, konnten die Prognose nicht erkennbar bessern.

Die Rate der Fehlbildungen korrelierte nur mit dem HbA1c-Wert in der Frühphase. "Da mit Insulin lispro die meiste Erfahrung vorliegt, ist es für mich Mittel der Wahl in dieser sensiblen Lebensphase", sagte Jonanovic bei einem Symposium des Unternehmens Lilly.

Die Anwendung von Insulin lispro während der Schwangerschaft ist bereits seit Oktober 2003 zugelassen. In den Fachinformationen wird darauf hingewiesen, daß keine unerwünschten Wirkungen auf die Gesundheit des Föten oder der Neugeborenen bekannt sind.

Mehr zum Thema

Veranstaltung beim Hauptstadtkongress

Präzisionsmedizin – wie kommt sie in die Versorgung?

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Bessere Sensitivität als FIT

Neue Tests spüren Darmkrebs recht präzise auf

Lesetipps
Eine warme Beleuchtung sorgt im Empfangsbereich für eine angenehme Atmosphäre.

© Javier De La Torre / Westend61 / picture alliance

Praxiseinrichtung

Licht an! Die richtige Beleuchtung in der Arztpraxis

Die Allianz Chronisch Seltener Erkrankungen warnt, die geplante Klinikreform bilde die besondere Situation für die Behandlung von Menschen mit seltenen Erkrankungen nicht ausreichend ab.

© Frank Molter / dpa

Sieben-Punkte-Papier mit Forderungen

ACHSE beklagt: Seltene Erkrankungen bei Klinikreform nicht berücksichtigt