Immer mehr Jugendliche verletzen sich bewußt selbst

BERLIN (ddp). Immer mehr Jugendliche fügen sich selbst Verletzungen zu. Vor allem Mädchen und junge Frauen zwischen 14 und 18 Jahren neigten dazu, sagte gestern der Direktor der Kliniken für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie im Vivantes-Klinikum Hellersdorf und Humboldt-Klinikum, Oliver Bilke.

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In beiden Kliniken werden monatlich etwa 30 Betroffene behandelt - vor zwei Jahren waren es noch höchstens zehn pro Monat. Sie ritzen sich mit Rasierklingen, reißen sich Haare aus, essen extrem wenig oder schlagen mit dem Kopf gegen die Wand.

Etwa ein Prozent aller Jungen und Mädchen bis zum 18. Lebensjahr in Deutschland sind dem Berliner Experten zufolge davon betroffen. Bei psychisch erkrankten Jugendlichen seien es sogar 20 Prozent. Die Tendenz sei steigend. Als vorrangige Ursachen nannte Bilke, daß die Jugendlichen in der Vergangenheit körperlich mißhandelt oder vernachlässigt wurden.

"Wut, Trauer und andere nicht ausgelebte Gefühle äußern sich immer häufiger in Selbstverletzungen", sagte der Kinder- und Jugendpsychiater. Die Mädchen und Jungen lehnen sich meist selbst ab, leiden oft an Stimmungsschwankungen und haben Probleme, Vertrauen zu anderen aufzubauen.

Eine Selbstverletzung sei immer der Ruf nach Hilfe, betonte Bilke. Um den Ursprung der Verletzungen aufzuspüren sowie die Gefühle richtig ausleben zu lernen, sei eine Therapie erforderlich. In Einzel- und Familientherapien lernen die Jugendlichen, ihren Körper besser anzunehmen, wie Bilke sagte. Die verschiedenen Behandlungen würden bei zwei Dritteln der Jugendlichen schon nach wenigen Wochen anschlagen.

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