Kommentar – Krebs in den sozialen Kanälen
In der Fake-News-Blase
Der unreflektierte Gebrauch sozialer Netzwerke gefährdet Ihre Gesundheit“ – vielleicht sollte eine solche Warnung jedes Mal aufploppen, wenn sich jemand Gesundheitsinfos über Facebook und Co reinzieht. Denn dabei geht es wahrlich nicht nur um die geistige Gesundheit: Wer eine etablierte Krebstherapie ablehnt, weil er sich von dort angepriesenen Kräuterpillen mehr verspricht, schaufelt sich mitunter selbst das Grab.
Zwar dürfte mittlerweile jedem klar sein, dass das, was über soziale Netze geliked und geteilt wird, häufig keine Fakten, sondern nur Ansichten sind. Doch wenn sich zu Gesundheitsthemen vor allem falsch oder verzerrt darstellende Berichte großer Beliebtheit erfreuen, ist das alarmierend: Offenbar bewegen sich auch hier viele in einer Fake-News-Blase.
Darauf deutet eine Studie, nach der 70 Prozent der am häufigsten in sozialen Netzen geteilten Beiträge zu Prostatakrebs inhaltlich falsch oder irreführend waren – und solche Beiträge fast 30-fach häufiger mit anderen geteilt wurden als inhaltlich korrekte.
Ärzte könnten schon bald die Folgen spüren. Die beste Medizin gegen Falschmeldungen wäre jedoch, Fachgesellschaften und medizinische Institutionen würden sich selbst mehr in sozialen Netzen engagieren und den Fake News mit Fakten begegnen. Ein solches Gegengewicht ist wohl dringend nötig.
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