Nach Prostatabiopsien
Infektionsrisiko nicht unterschätzen!
Nach Prostatabiopsien ist mit relevanten Raten fieberhafter Harnwegsinfektionen zu rechnen. Das geht aus einer weltweiten Prävalenzstudie hervor.
Veröffentlicht:HAMBURG. "Man muss die Patienten darüber informieren, dass in drei Prozent der Prostatastanzbiopsien ein fieberhafter Harnwegsinfekt auftreten kann", sagte Professor Florian Wagenlehner beim Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU) in Hamburg.
Der Gießener Urologe bezog sich auf aktuelle Ergebnisse aus der globalen Prävalenzstudie über Infektionen in der Urologie (GPIU), einer internetbasierten Studie in urologischen Praxen und Krankenhäusern in über 56 Ländern.
Hohe Zahl an Komplikationen
Wenn man sich vor Augen führe, dass allein in Europa eine Million Prostatabiopsien pro Jahr vorgenommen würden, so Wagenlehner, dann komme man auf eine "extrem hohe" Zahl infektiöser Komplikationen, induziert durch eine diagnostische Prozedur.
Zwischen 2010 und 2013 waren in der GPIU-Studie ab einem Stichtag zwei Wochen lang alle Patienten einer urologischen Abteilung mit Prostatabiopsie in die Studie aufgenommen und zwei Wochen lang prospektiv beobachtet worden.
Auf diese Weise konnten etwa 1200 Patienten aus 136 Zentren in Afrika, Asien, Europa und Südamerika eingeschlossen werden. Fast immer war eine transrektale Prostatabiopsie vorgenommen worden.
Die Männer waren im Median 67 Jahre alt, bei jedem fünften Teilnehmer handelte es sich um eine ReBiopsie. Fast alle hatten eine - meist Fluorchinolon-basierte - Antibiotika-Prophylaxe erhalten.
Von den 876 Männern mit Prostatabiopsie-Ergebnissen erlitten 43 eine symptomatische Harnwegsinfektion, dies entspricht einer Rate von fünf Prozent. "Das deckt sich mit vielen anderen retrospektiven und prospektiven Studien", sagte Wagenlehner.
Escherichia coli häufiger Auslöser
Fieber hatten drei Prozent aller Patienten, insgesamt vier Prozent mussten erneut hospitalisiert werden. Als häufigste Erreger wurden Escherichia coli, aber auch Enterokokken identifiziert, in zwei Fällen Pseudomonas.
Auch Risikofaktoren für infektiöse Komplikationen waren abgefragt worden. In der multivariaten Analyse war allerdings keiner der Faktoren wie präoperative Bakteriurie oder Anzahl der Stanzen signifikant verschieden zwischen Patienten mit oder ohne symptomatischer Harnwegsinfektion.
Weder die Darmpräparation vor der Biopsie noch eine verlängerte Antibiotika-Prophylaxe hatte Einfluss auf das Infektionsrisiko. Im Trend war eine höhere Infektionsrate bei wiederholter Biopsie zu beobachten.
Abschließend beurteilt werden können diese Faktoren allerdings nicht, weil sehr große Fallzahlen benötigt werden, um signifikante Unterschiede feststellen zu können.
Ein wesentlicher Faktor sind laut Wagenlehner Fluorchinolon-resistente Erreger im Enddarm. Aus diesem Grund sollen Patienten mit einem bekannten Risiko für Fluorchinolon-resistente Erreger vor der Biopsie auf das Vorliegen resistenter fäkaler Bakterien untersucht werden, um die Antibiotikaprophylaxe daran ausrichten zu können.