Schwangere

Jeder Schluck Alkohol ist Kindesmisshandlung

Schon ein Glas Wein oder Bier hat fatale Folgen: Schwangere, die Alkohol trinken, schädigen ihre Kinder für das ganze Leben. Ärzte stufen das Trinken bei werdenden Müttern als die schlimmste Kindesmisshandlung ein.

Von Birgit Sander Veröffentlicht:
Die Schädigung durch Alkohol im Mutterleib ist die häufigste angeborene Schädigung überhaupt, und dabei die einzige, die sich absolut vermeiden ließe.

Die Schädigung durch Alkohol im Mutterleib ist die häufigste angeborene Schädigung überhaupt, und dabei die einzige, die sich absolut vermeiden ließe.

© Valua Vitaly/shutterstock.com

ROSTOCK. Etwa 4000 Kinder kommen in Deutschland pro Jahr alkoholgeschädigt zur Welt, weil ihre Mütter in der Schwangerschaft trinken.

"Die Schädigung durch Alkohol im Mutterleib ist die häufigste angeborene Schädigung überhaupt", sagte der Arzt Hans-Ludwig Spohr, Professor an der Berliner Charité, auf der 6. Landeskinderschutzkonferenz in Rostock.

Die Kinder seien im Wachstum, im Verhalten und in der Intelligenz gestört.

"Trinken in der Schwangerschaft ist die schwerste Misshandlung, die man einem Kind zufügen kann", so Spohr. Zugleich seien die Schädigungen durch Alkohol die einzigen, die sich absolut vermeiden ließen.

Manchem betroffenen Kind sieht man es an

Spohr zufolge sieht man nur einem geringen Teil der Kinder die Alkoholschädigung an dem typischen Gesicht und dem zu kleinen Kopf an. "Sie sind nur die Spitze des Eisbergs", meinte er.

Die anderen Kinder würden in der Schule oft gehänselt, sie seien unruhig und hyperaktiv. Oft würden sie aus ihren Familien herausgenommen und in Pflegefamilien gegeben, die mit den Kindern ebenfalls schwer zurechtkämen.

Spohr sieht als Lösung nur mehr Aufklärung für werdende Mütter. "Man kann zu jedem Zeitpunkt der Schwangerschaft aufhören zu trinken", meinte er. Ansonsten habe die Gesellschaft nur geringe Möglichkeiten einzugreifen.

Der Professor für Sozialpädagogik an der Hochschule Neubrandenburg, Matthias Müller, sieht Chancen in den frühen Hilfen und Netzwerken all derer, die mit Kindern zu tun haben.

Einer trinkenden Schwangeren müsse Hilfe angeboten werden, etwa durch eine Familienhebamme, Ärzte oder Sozialarbeiter. "Aber so, dass die Frau denkt: Gut, dass die mir helfen."

Netzwerke müssen geschaffen werden

Vor allem aber müssten mit Hilfe der Netzwerke aus Vertretern von Justiz, Polizei, Schulen, Gesundheitseinrichtungen, Kinder- und Jugendhilfe familienfreundliche Strukturen geschaffen werden.

Netzwerke kosten Müller zufolge Arbeitszeit und damit Geld. Bei lohnenden Kooperationen gehe es nicht darum, die eigene Position durchzusetzen, sondern darum, die unterschiedlichen Interessen der Beteiligten gewinnbringend zu bündeln und umzusetzen.

Nach Ansicht von Sozialministerin Manuela Schwesig (SPD) hat sich in Mecklenburg-Vorpommern bereits eine Kultur des Hinschauens statt des Wegsehens entwickelt.

"Bei uns im Land gibt es ein funktionierendes Netzwerk zwischen den Akteuren, die zum Wohl der Kinder handeln", sagte sie.

Wichtig sei, dass die einzelnen Beteiligten die Verfahrens- und Vorgehensweise der anderen Partner kennen. Das Land fördere verschiedene Projekte zum Kinderschutz. (dpa)

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Ärzte als Aufklärer gefragt

Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Eine warme Beleuchtung sorgt im Empfangsbereich für eine angenehme Atmosphäre.

© Javier De La Torre / Westend61 / picture alliance

Praxiseinrichtung

Licht an! Die richtige Beleuchtung in der Arztpraxis

Neue Testmethoden für das Darmkrebsscreening, sind ein Multitarget-Tests (mtFIT) von Team um Dr. Thomas Imperiale, der neben Hämoglobin eine Reihe methylierter DNA-Marker (LASS4, LRRC4, PPP2R5C und ZDHHC1) nachweist und ein Test über zellfreie Tumor-DNA (ctDNA) vom Team um Dr. Daniel Chung, der bestimmte Tumormutationen wie KRAS und APC erkennt, ebenso ungewöhnliche Methylierungen und auffällige Fragmentierungsmuster.

© appledesign / stock.adobe.com

Bessere Sensitivität als FIT

Neue Tests spüren Darmkrebs recht präzise auf