Kinderschutzteam klärt Missbrauchs-Verdacht

HEIDELBERG (bd). Ärzte der Heidelberger Universitäts-Kinderklinik ziehen eine positive Bilanz über das neue Kinderschutzkonzept mit einem speziellen Team. Dieses wird tätig, wenn ein Misshandlungsverdacht besteht. Betroffene Kinder werden genau untersucht und gegebenenfalls Hilfsmaßnahmen eingeleitet.

Veröffentlicht:
Von den schwer misshandelten Kindern sind nach US-Statistiken 90 Prozent unter fünf Jahre alt.

Von den schwer misshandelten Kindern sind nach US-Statistiken 90 Prozent unter fünf Jahre alt.

© Foto: imago

Besteht Gefahr, dass sich bei einem misshandelten Kind die Gewalt wiederholt oder fortsetzt? Welchen Schutz brauchen Betroffene? Das muss geklärt werden, hat Bettina Kraft aus Heidelberg bei einem Symposium der Klinik betont. Die Diplom-Psychologin koordiniert die Arbeit des Teams aus Psychologen, Neonatologen, Neurologen, Pädiatern, Pflegekräften, Sozialpädagogen und einer Erzieherin.

Zu den unmittelbaren Aufgaben gehört die medizinische und psychologische Diagnostik. Misshandlungszeichen werden dabei gerichtsverwertbar dokumentiert. Zudem werden betroffene Familien beraten, Hilfen organisiert und Hilfsangebote auch außerhalb des Klinikums vernetzt. Das Team kooperiert mit Jugendamt, Polizei, niedergelassenen Kinderärzten und Therapeuten sowie Schulen und Kindergärten.

Besteht ein Misshandlungs-Verdacht, dann wird ein Kind immer stationär aufgenommen, auch wenn die Verletzungen noch so gering erscheinen. Jährlich werde das Team etwa 70 Mal angefordert, sagte Kraft. Von den Betroffenen waren bisher mehr als die Hälfte jünger als ein Jahr alt. Bei knapp einem Viertel der Kinder bestand der Verdacht auf eine Vernachlässigung, bei 28 Prozent auf eine körperliche Misshandlung und bei 13 Prozent auf einen sexuellen Missbrauch. In je 12 Prozent wurde das Team wegen Drogenabhängigkeit oder psychiatrischer Erkrankung der Mutter eingeschaltet.

Lesen Sie dazu auch: Kindesmisshandlung lässt sich meist deutlich erkennen - bei Verdacht ist schnell zu handeln

Mehr zum Thema

Repurposing von Sildenafil

Pädiater erhalten Eva Luise Köhler Forschungspreis für Seltene Erkrankungen

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview zum 128. Deutschen Ärztetag

StäKo-Vorsitzender Herrmann: „Unsere Weiterbildungen sind überladen“

Lesetipps
Dr. Sonja Mathes sprach sich bei der Hauptversammlung des Marburger Bundes dafür aus, die Kolleginnen und Kollegen dabei zu unterstützen, die bald obligatorische Zeiterfassung für Ärzte an Unikliniken konsequent einzufordern.

© Rolf Schulten für die Ärzte Zeitung

143. Hauptversammlung des Marburger Bundes

MB-Delegierte: Elektronische Zeiterfassung an Unikliniken muss durchgesetzt werden

Dr. Andreas Botzlar, 2. Vorsitzender des Marburger Bundes

© Porträt: Rolf Schulten | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

Podcast „ÄrzteTag vor Ort“

Klinikärzte in der Primärversorgung – kann das gehen, Herr Dr. Botzlar?