LIPID-THERAPIE

Konsequente Lipidtherapie schützt vor Infarkten

Bei hohem kardiovaskulärem Risiko rettet eine Lipid-Therapie Leben - und zwar auch dann, wenn der LDL-Wert nicht besonders hoch ist und wenn noch keine KHK vorliegt. Grundlage der LDL-Senkung ist eine Therapie mit Statinen sowie mit Ezetimib. Und mit Nikotinsäure lässt sich der HDL-Wert erhöhen. Oft sind Kombitherapien nötig, um die Lipidzielwerte zu erreichen.

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Den Nutzen einer konsequenten Lipidtherapie belegen immer mehr Studien:

  • Mit Simvastatin (als Zocor® und generisch erhältlich) wurde erstmals belegt, dass eine Statin-Therapie das Leben von KHK-Patienten verlängert: In der 4S-Studie gab es bei einer Therapie mit Simvastatin im Vergleich zu Placebo 42 Prozent weniger koronar bedingte Todesfälle. Und mit der Heart Protection Study wurde gezeigt, dass alle kardiovaskulären Risiko-Patienten von einer Statin-Therapie profitieren: Ob Patienten mit Diabetes oder KHK, nach Apoplexie oder mit PAVK, die Rate vaskulärer Ereignisse war bei Patienten, die fünf Jahre lang Simvastatin einnahmen, um ein Viertel niedriger als mit Placebo.
  • Mit Lovastatin (erhältlich als Mevinacor® und generisch) wurde erstmals belegt, dass eine Statin-Therapie auch in der Primärprävention bei nur mäßig erhöhten Lipidwerten nützt: Über 6600 Männer und Frauen ohne bekannte Atherosklerose mit einem LDL-Wert von im Schnitt 150 mg/dl bekamen fünf Jahre lang Lovastatin. Damit kam es zu 36 Prozent weniger Koronar-Ereignissen als mit Placebo.
  • Drei große Studien mit Pravastatin (erhältlich als Mevalotin®, Pravasin® sowie generisch) bei über 20 000 KHK-Patienten sowie Patienten mit erhöhtem Cholesterin hatten ergeben, dass die Mortalität nach 5,6 Jahren mit Pravastatin um 20 Prozent niedriger ist als mit Placebo.
  • Zu Fluvastatin (Cranoc®, Locol®) gibt es auch Studien speziell bei älteren Patienten. In einer Untersuchung bei knapp 3750 Patienten, die im Schnitt 72 Jahre alt waren, ließ sich die Rate für kardiale Ereignisse um 23 Prozent senken, verglichen mit Placebo. Fluvastatin erhöht auch den HDL-Wert deutlich - in Studien um zwölf Prozent.
  • Mit Atorvastatin (Sortis®) gibt es vier große Studien, die den Nutzen einer intensiven Statintherapie mit 80 mg täglich belegen. Drei der Studien wurden inzwischen in einer Meta-Analyse ausgewertet, zusammen mit einer Studie mit hoch dosiertem versus niedrig dosiertem Simvastatin. Das Ergebnis: Mit der konventionellen Statintherapie sank der LDL-Wert bei KHK-Patienten von im Schnitt 130 auf 101 mg/dl, mit der hoch dosierten Therapie von 130 auf 75mg/dl. Dabei war mit hoch dosiertem Statin die Rate für Herzinfarkte und Tod durch KHK um 16 Prozent niedriger (8 versus 9,4 Prozent) als mit niedrig dosiertem Statin.

Auch Schlaganfall-Rezidive lassen sich mit hoch dosiertem Atorvastatin wirkungsvoll verhindern: In einer Studie wurden über 4700 Patienten nach Schlaganfall oder TIA fünf Jahre lang täglich mit 80 mg Atorvastatin oder Placebo behandelt. In der Verum-Gruppe bekamen 16 Prozent ein zerebrovaskuläres Ereignis, in der Placebo-Gruppe dagegen 20 Prozent.

  • Mit dem Cholesterin-Resorptionshemmer Ezetimib (Ezetrol®) lässt sich der LDL-Wert um 18 Prozent senken. In Kombination mit einem Statin ist eine LDL-Senkung um bis zu 60 Prozent möglich. In Studien erreichten mit einer Kombination von 10 mg Ezetimib und 20 mg Simvastatin bis zu 60 Prozent der Patienten einen LDL-Wert von unter 70 mg/dl. Sogar knapp drei Viertel erreichten dieses Ziel, wurden 10 mg Ezetimib mit 40 mg Simvastatin kombiniert. Ezetimib gibt es auch als Fixkombination (Inegy®) mit Simvastatin.
  • Auch per HDL-Erhöhung lässt sich das kardiovaskuläre Risiko senken: Nach fünf Jahren Therapie mit Gemfibrozil (Gevilon®, Gemfi) war in einer Studie mit über 2500 Männern die Rate kardiovaskulärer Ereignisse im Vergleich zu Placebo um 22 Prozent reduziert. Mit retardierter Nikotinsäure (Niaspan®) ist eine HDL-Erhöhung um 15 bis 35 Prozent möglich - mehr als mit Fibraten. In einer Studie mit 150 KHK-Patienten ließ sich mit Nikotinsäure plus Statin die Atherosklerose reduzieren: Die Intima-Media-Dicke der Karotis ging in zwei Jahren um 44 µm zurück. (mut)

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