Krebskranke meist mangelernährt

BERLIN (gvg). Mangelernährung ist bei Krebskranken nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Dr. Gudrun Zürcher von der Uniklinik Freiburg mahnt ihre Kollegen, diesem Problem mehr Aufmerksamkeit zu widmen und gegebenenfalls früh mit Ersatzpräparaten gegenzusteuern.

Veröffentlicht:

"Mangelernährung kann in allen Stadien einer Krebserkrankung auftreten", sagte die Leiterin der Sektion Ernährungsmedizin und Diätetik bei einem von Orthomol unterstützten Satellitensymposium beim Deutschen Krebskongreß in Berlin.

Zum Zeitpunkt der Erstdiagnose wiesen bereits mehr als die Hälfte aller Krebspatienten Zeichen einer Mangelernährung auf, so Zürcher. Zumindest jeder siebte Patient berichte dabei über einen Gewichtsverlust von mehr als zehn Prozent des Ausgangsgewichts. Häufig handele es sich nicht um krebsassoziierte Stoffwechselstörungen, wie oft postuliert werde, sondern um eine zu geringe Nährstoffzufuhr. Die kann zum Beispiel reduziert sein als Folge eines beeinträchtigten Geschmacksempfindens oder einer schmerzhaften Mukositis.

Besonders Patienten nach einer Strahlentherapie könnten auch noch Jahre nach der Behandlung Appetitstörungen haben, sagte Zürcher, die in diesem Punkt vor allem die ambulanten Kollegen zu erhöhter Wachsamkeit aufrief.

Mangelernährung bei Krebspatienten dürfe nicht hingenommen werden, denn: "Es gibt Untersuchungen, die belegen, daß Krebspatienten, bei denen der Gewichtsverlust aufgehalten werden kann, zum Teil doppelt so lange leben wie jene, bei denen das nicht gelingt".

Zur Klärung des Ernährungsstatus eines Krebskranken empfiehlt Zürcher eine Anamnese, die den Energiegehalt und die Nahrungszusammensetzung erfaßt. "Wer über einen Zeitraum von fünf bis sieben Tagen weniger als 500 Kilokalorien täglich zu sich nimmt, sollte den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin entsprechend mit Ersatzpräparaten behandelt werden", so Zürcher. Das gleiche gelte, wenn der errechnete Kalorienbedarf zwei Wochen lang um zwanzig bis vierzig Prozent unterschritten werde.

Infos zu enteraler Ernährung unter Leitlinien bei http://www.dgem.de

Lesen Sie auch: Krebskongreß ruft zu mehr Prävention auf

Mehr zum Thema

Webinar von Springer Medizin

CME-Tipp: Hot topics in AML, von zielgerichteten Therapien bis zur HSZT

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview zum 128. Deutschen Ärztetag

StäKo-Vorsitzender Herrmann: „Unsere Weiterbildungen sind überladen“

Lesetipps
Dr. Sonja Mathes sprach sich bei der Hauptversammlung des Marburger Bundes dafür aus, die Kolleginnen und Kollegen dabei zu unterstützen, die bald obligatorische Zeiterfassung für Ärzte an Unikliniken konsequent einzufordern.

© Rolf Schulten für die Ärzte Zeitung

143. Hauptversammlung des Marburger Bundes

MB-Delegierte: Elektronische Zeiterfassung an Unikliniken muss durchgesetzt werden

Dr. Andreas Botzlar, 2. Vorsitzender des Marburger Bundes

© Porträt: Rolf Schulten | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

Podcast „ÄrzteTag vor Ort“

Klinikärzte in der Primärversorgung – kann das gehen, Herr Dr. Botzlar?