Kurze Ischämien trainieren das Herzgewebe

Eine Art "Ischämie-Training" scheint das Herzgewebe resistenter gegen ischämisch bedingte Schädigungen zu machen. Bei sich entwickelndem Myokardinfarkt können so möglicherweise mehr Herzmuskelzellen vor dem Untergang bewahrt werden.

Peter OverbeckVon Peter Overbeck Veröffentlicht:
Intermitterendes Aufblasen einer Manschette - eine Methode zum Herzschutz.

Intermitterendes Aufblasen einer Manschette - eine Methode zum Herzschutz.

© Foto: Monkey Business@fotolia.de

ORLANDO. Das Phänomen ist schon länger bekannt: KHK-Patienten, bei denen Ischämie-Episoden zuvor häufig auftraten, überstehen einen Myokardinfarkt meist besser als Patienten, bei denen der Infarkt "aus heiterem Himmel" kommt. Experten sprechen von "ischämischer Präkonditionierung": Wiederholte kurze Ischämien scheinen auf irgendeine Weise eine kardioprotektive Wirkung zu haben. Die Erfahrung hat gezeigt, dass diese Ischämien nicht unbedingt kardialer Natur sein müssen - auch in anderen Organen oder Geweben ausgelöste Ischämien bieten offenbar einen gewissen kardialen Schutz, was Experten als "heterotope ischämische Präkonditionierung" (remote ischemic preconditioning) bezeichnen.

Eine dänische Forschergruppe um Dr. Hans Erik Br¢ker aus Aarhus hat dieses Konzept jetzt in einer Studie bei 246 Patienten mit Verdacht auf akuten Myokardinfarkt unter Praxisbedingungen getestet. Bereits auf dem Transport zur Koronarintervention in der Klinik nahmen die Ärzte die "Präkonditionierung" in Angriff: Insgesamt viermal drosselten sie je fünf Minuten lang durch Aufblasen einer Manschette die Blutzufuhr im Arm der Patienten.

Um den Anteil an "gerettetem" Myokard zu ermitteln, wurde schon in der ersten Stunden per Perfusionsmessung das ischämische Myokardareal (area at risc) erfasst, das dann ins Verhältnis zur endgültigen Infarktgröße nach 30 Tagen gesetzt wurde. Die Analyse ergab, dass bei Patienten mit zuvor induzierten Ischämien signifikant weniger Herzgewebe verloren gegangen war als bei Kontrollpatienten. Dieser positive Effekt kam vor allem bei schweren Vorderwandinfarkten zur Geltung, berichtete Br¢ker beim US-Herzkongress in Orlando in Florida.

Nach seiner Ansicht ist die repetitive Ischämieinduktion eine einfache Maßnahme mit Potenzial zur Verbesserung der Prognose. Das muss nun in Phase-III-Studien verifiziert werden.

Lesen Sie dazu auch: Metaanalyse bestätigt Schutzeffekt von Dronedaron Beschichtete Stents sind sicher und haben Vorteile Rosuvastatin beugt auch Thromboembolien vor Erhöhte Triglyzeride bei Kindern - ein Warnsignal Schlaf vor Mitternacht ist der beste fürs Herz Stress nach Hurrikan schadet weiter dem Herz

Mehr zum Thema

KHK-Diagnostik

G-BA-Beschluss zum Herz-CT tritt in Kraft

Frühjahrstagung des Hausärztinnen- und Hausärzteverbands

Herzinfarkt oder Panikattacke? Der Chatbot weiß Bescheid

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Digitalisierung und Medikamente

Apotheker entwickelt eigene E-Rezept-App

Antikörper macht‘s möglich

Zähne einfach nachwachsen lassen – wie beim Hai?

Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer