Neue Belege dafür, dass Viren MS verursachen

MÜNCHEN (hem). Neue Beobachtungen liefern weitere Hinweise auf eine virale Genese der Multiplen Sklerose. So haben Kinder mit MS häufig erhöhte Antikörpertiter für Epstein-Barr-Viren, und auch ihr Vitamin-D-Spiegel ist reduziert.

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Dass Viren an der MS-Entstehung beteiligt sind, dafür sprechen etwa oligoklonale IgG-Banden im Liquor. Denn Immunglobuline in der Gehirn- und Rückenmarksflüssigkeit sind auch typisch für ZNS-Infektionen. Darauf hat Professor Brenda Banwell von der Universität Toronto in Kanada hingewiesen.

Als einen möglichen Auslöser für eine MS konzentriert sich die Forschung derzeit auf das Epstein-Barr-Virus (EBV), so Banwell auf dem 1. Münchner Forum Multiple Sklerose bei Kindern und Jugendlichen. Da 90 Prozent aller Menschen mit EBV infiziert sind, wird der Zusammenhang aber nicht in der Infektion an sich, sondern vielmehr in einer individuell unterschiedlichen Immunantwort gesucht. So ruft das Virus nicht nur eine persistente Infektion von B-Lymphozyten hervor, die auch als Gedächtniszellen fungieren, sondern führt auch zu einer vermehrten Bildung von langlebigen zytotoxischen T-Zellen. Zudem ist bekannt, dass akute EBV-Infektionen Enzephalopathien, Optikusneuritis und akute disseminierte Enzephalomyelitis verursachen können.

Aufschlussreich sind neue Untersuchungen, nach denen EBV-Antikörpertiter bei Kindern mit MS signifikant höher sind als bei Gesunden. Grund ist möglicherweise, dass EBV Moleküle produziert, die dem antiinflammatorisch wirksamen Zytokin IL-10 ähnlich sind. Ein weiterer Hinweis auf eine virale Genese gibt der Vitamin-D-Haushalt. So ergab eine Studie bei Kindern mit MS, dass ihre Vitamin-D-Spiegel vermindert waren. Da Vitamin D wiederum für die T- und B-Zell-Regulation wichtig ist, scheint ein Zusammenhang mit einer fehlgeleiteten Immunantwort auf virale Infektionen naheliegend.

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