Neue Pille gegen blauen Dunst
MANNHEIM (grue). Jeder dritte Raucher startet über kurz oder lang einen Versuch, vom Tabak loszukommen. Allerdings werden bis zu 97 Prozent von ihnen binnen eines Jahres rückfällig. Besser klappt es mit Psychointervention und Produkten zur Entwöhnung.
Veröffentlicht:Mit Vareniclin (Champix®) gibt es seit März eine neue Tablette für die Rauchentwöhnung. Das nikotinfreie Medikament wird für zwölf Wochen zweimal täglich eingenommen (Tag 1 bis 3: einmal täglich).
Es bindet selektiv an Acetylcholinrezeptoren und erzeugt dopaminvermittelte "Belohnungsgefühle". Diese partiell agonistische Wirkung von Vareniclin dämpft das Verlangen nach Nikotin und mindert Entzugssymptome. Das Präparat hat zudem eine antagonistische, rezeptorblockierende Komponente. Dadurch wird das Tabakrauchen als wenig angenehm empfunden. Dieser Mechanismus beugt einem Rückfall vor, wie Dr. Lion Shahab vom University College London auf einer Veranstaltung von Pfizer in Mannheim gesagte.
Mit Vareniclin sind nach drei Monaten 44 Prozent abstinent (Placebo 18 Prozent) und nach einem Jahr 23 Prozent (Placebo 10 Prozent), so die Ergebnisse der Zulassungsstudien.
Zu einer ganzheitlichen Rauchentwöhnung gehören allerdings mehrere Bausteine. "Um langfristig auf Tabak verzichten zu können, muss der Raucher zunächst ausstiegsmotiviert sein. Zudem braucht er ärztliche Betreuung und im weiteren Verlauf eine pharmakologische Hilfe zu Entwöhnung, etwa Vareniclin", fasste Shahab zusammen. Auf die ärztliche Intervention -selbst wenn sie sich auf kurze Gespräche beschränkt - sollte nicht verzichtet werden. "Besonders gut funktioniert die 5-A-Strategie: Abfragen, Anraten, Aufhörmotivation, Assistieren, Arrangieren", sagte der Psychologe.