Neurodermitis: Konsequente Hautpflege ist die halbe Miete

Bei Neurodermitis lässt sich der Zustand der Haut bereits durch konsequente Allgemeinmaßnahmen und richtige Basistherapie deutlich bessern.

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Häufiges und regelmäßiges Eincremen der Haut mit wirkstofffreien Externa - möglichst etwa 4- bis 5-mal täglich - kann den Juck-Kratz-Zyklus durchbrechen.

Häufiges und regelmäßiges Eincremen der Haut mit wirkstofffreien Externa - möglichst etwa 4- bis 5-mal täglich - kann den Juck-Kratz-Zyklus durchbrechen.

© Klaus Eppele / fotolia.com

VAALS/NIEDERLANDE (hae). Zwischen fünf und 20 Prozent aller Kinder leiden an einer Neurodermitis. Meistens manifestiert sich die Erkrankung schon im ersten Lebensjahr. Ein späterer Erkrankungsbeginn im Schul- oder gar Erwachsenenalter ist meist sogar der Einstieg in eine lebenslange Neurodermitis-Karriere.

Schon konsequente Allgemeinmaßnahmen und die richtige Basistherapie - auch in beschwerdearmen Phasen - bessern den Zustand der Haut deutlich.

Prinzipiell sollte bei atopischer Dermatitis der Umgang mit Irritanzien wie häufigem Wasserkontakt, Wollgewebe oder Schweiß minimiert werden, erläuterte Dr. Andrea Schlöbe aus Frankfurt am Main bei der Jahrestagung der Gesellschaft für Dermopharmazie in Vaals.

Intensiver Wasserkontakt, vor allem mit heißem Wasser etwa beim Duschen, beeinträchtige die gestörte Schutzbarriere der Haut und entziehe der ohnehin trockenen Haut zusätzliche Feuchtigkeit.

Tägliches Duschen sei aus dermatologischer Sicht meist unnötig, ein Duschzyklus alle zwei Tage mit eher kühlem bis lauwarmem Wasser reiche in der Regel aus, erinnerte die niedergelassene Hautärztin.

Bei Hausstaubmilben-Allergie - bei Neurodermitikern keine Seltenheit - helfe eine Milbensanierung mit weitgehender Entfernung von Teppichböden, Vorhängen und Stofftieren aus dem häuslichen Umfeld.

Zusätzlich senken lasse sich die Milbenkonzentration durch Waschen von Bettzeug bei über 60 Grad oder durch kurzzeitiges Einfrieren von Wäschestücken sowie durch milbendichte Überzüge (Encasings) für Kopfkissen, Matratze und Bettdecke.

Besonders bei positiver Familienanamnese reduziere Stillen für mindestens vier bis sechs Monate das Atopierisiko von Säuglingen deutlich, so Schlöbe. Bei familiärer Belastung sollten auch Nahrungsmittel mit hohem allergenen Potenzial wie Eier, Nüsse oder Fisch vor dem zwölften Lebensmonat vermieden werden.

Häufiges und regelmäßiges Eincremen der Haut mit wirkstofffreien Externa - möglichst etwa 4- bis 5-mal täglich - kann den Juck-Kratz-Zyklus durchbrechen. Die Wirkung von Pflegecremes nach dem Waschen lasse sich durch Auftragen auf die noch feuchte Haut steigern.

Neurodermitiker sollten sauere oder neutrale Pflegeprodukte mit möglichst wenig Zusatzstoffen wählen und diese auf einem kleinen Hautareal testen, da Kontaktallergien durch Duft- und Pflegestoffe möglich sind.

Ideal für die Neurodermitis-Haut ist nach Aussagen von Schlöbe eine anschließende Nachfettung mit Emulsionen.

Geeignete Inhaltsstoffe sind Vaseline, Harnstoff (unter 8 Prozent Konzentration), Vitamin D, Panthenol, Milchsäure oder Betulin. A und O bei atopischen Hautveränderungen ist für Schlöbe eine stadiengerechte Hautpflege: "Wenn der Patient nur mehrmals am Tag eine Emulsion anwendet, bessert sich das Hautbild massiv."

Auf akute, nässende oder blutende Ekzeme sollten allerdings weder fette Cremes noch Salben mit okkludierendem Effekt aufgetragen werden, da der Luftabschluss Hautkeimen wie S. aureus ein optimales Vermehrungsmilieu biete.

Hier gelte die Regel: feucht auf feucht. Sind neben nässenden auch krustöse Läsionen vorhanden, sollte nach dem Prinzip fett / feucht auf eine Salbenunterlage ein feuchter Umschlag aufgebracht werden.

Damit ließen sich krustöse Veränderungen gut ablösen. Bei chronischen Veränderungen mit trockener, schuppiger Haut sei dagegen die Rückfettung mit Salbe sinnvoll.

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