Neuroleptika bei Demenz: Bedarf überprüfen!

BERLIN (mut). Viele Demenzkranke mit Verhaltensstörungen werden noch immer dauerhaft mit Neuroleptika behandelt - oft nicht zu ihrem Vorteil.

Veröffentlicht:

Für die Neuroleptika-Dauertherapie von Demenzpatienten mit Verhaltensstörungen liegen kaum Daten aus klinischen Studien vor. Eine kleine Studie, die jetzt beim Psychiatrie-Kongress in Berlin vorgestellt wurde, hat ergeben: Das Absetzen von Neuroleptika ist bei vielen Patienten mit einer Linderung von Verhaltensstörungen verknüpft.

Die Teilnehmer waren 55 Demenzkranke, die alle Antipsychotika erhielten, berichtete Professor Markus Jüptner, Psychiater von der Universität Duisburg-Essen. Bei 27 Patienten wurden diese Medikamente abgesetzt, bei 28 wurde die Neuroleptika-Therapie fortgeführt. Ziel war zu prüfen, ob die Patienten die Medikation tatsächlich benötigten.

Das Ergebnis: 23 der 27 Patienten kamen nach dem Absetzen nicht nur ohne Neuroleptika aus, bei ihnen gingen die Verhaltensstörungen, gemessen mit dem Neuropsychiatrischen Inventar NPI sogar zurück. "Absetzen der Neuroleptika hilft also den Patienten", so Jüptner auf einer Veranstaltung von Janssen-Cilag. Das Problem sei, so der Psychiater, dass diese Medikamente zur Akuttherapie verwendet, dann aber nicht mehr abgesetzt werden. Demenzpatienten bräuchten jedoch allenfalls eine kurze Akutbehandlung mit Antipsychotika.

Viel nötiger sei eine Dauertherapie mit Antidementiva. Doch ausgerechnet die würden den meisten Demenzpatienten vorenthalten.

Mehr zum Thema

Gastbeitrag zur Kardioonkologie

Herzinsuffizienz zieht Komorbiditäten an

Mitochondriale Dysfunktion

Atmungskette bei Alzheimer offenbar beeinträchtigt

NHANES-Analyse

Bei Hörminderung: Hörgeräteträger leben länger

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview zum 128. Deutschen Ärztetag

StäKo-Vorsitzender Herrmann: „Unsere Weiterbildungen sind überladen“

Lesetipps
Dr. Sonja Mathes sprach sich bei der Hauptversammlung des Marburger Bundes dafür aus, die Kolleginnen und Kollegen dabei zu unterstützen, die bald obligatorische Zeiterfassung für Ärzte an Unikliniken konsequent einzufordern.

© Rolf Schulten für die Ärzte Zeitung

143. Hauptversammlung des Marburger Bundes

MB-Delegierte: Elektronische Zeiterfassung an Unikliniken muss durchgesetzt werden

Dr. Andreas Botzlar, 2. Vorsitzender des Marburger Bundes

© Porträt: Rolf Schulten | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

Podcast „ÄrzteTag vor Ort“

Klinikärzte in der Primärversorgung – kann das gehen, Herr Dr. Botzlar?