Neuroleptikum lindert bipolare Störungen bei Jugendlichen

BERLIN (djb). Kinder und Jugendliche erkranken zwar viel seltener an Schizophrenie als Erwachsene, aber ähnlich oft an bipolaren Störungen. Die Prognose ist bei ihnen meist schlecht, und es gibt auch kaum eine Medikation, die für Kinder und Jugendliche zugelassen ist. Für das atypische Neuroleptikum Quetiapin liegen jetzt erste Daten vor.

Veröffentlicht:

An Schizophrenie erkranken etwa zwei bis fünf von 10 000 Kindern im Alter zwischen zehn und 15 Jahren. Bei Erwachsenen liegt die Prävalenz bei etwa 0,5 bis 1 Prozent und ist damit 50mal höher. Die Prävalenz bipolarer Störungen wird in der Altersgruppe der 14- bis 18jährigen auf etwa ein Prozent geschätzt, bei Erwachsenen ist sie ähnlich hoch (1,6 Prozent).

Da es für Kinder und Jugendliche mit bipolaren Störungen oder mit Schizophrenie bisher nur wenige Studien und kaum zugelassene Medikamente gibt, basiere die medikamentöse Therapie auf Erfahrungen und Daten aus Studien mit Erwachsenen, so Professor Andreas Warnke vom Universitätsklinikum Würzburg.

Für die Wirksamkeit des Atypikums Quetiapin (Seroquel®) bei psychotischen und manischen Symptomen bei Jugendlichen liegen jetzt erste Hinweise vor.

In einer offenen Studie mit 15 Teilnehmern im Alter von 13 bis 17 Jahren mit Schizophrenie, schizoaffektiven oder bipolaren Störungen nahmen bei einer achtwöchigen Behandlung mit dem Atypikum psychotische und manische Symptome im Vergleich zum Ausgangswert deutlich ab.

Auf der BPRS-Skala (Brief Psychiatric Rating Scale, maximal 112 Punkte) nahm der Punktwert von 36 auf 14 Punkte ab, der PANSS-Wert (Positive and Negative Syndrome Scale, maximal 210 Punkte) sank von 86 auf 51 Punkte und der Wert auf der YMRS-Skala (Young Mania Rating Scale, maximal 60 Punkte) ging von 20 auf 6 Punkte zurück. Über dieses Ergebnisse hat Warnke auf einer von AstraZeneca unterstützten Veranstaltung in Berlin berichtet.

Typisch für bipolare Störungen bei Kindern und Jugendlichen seien lange dauernde Episoden sowie vorwiegend Episoden mit manischen und zugleich depressiven Symptomen. Auch das Rapid Cycling, ein schneller Wechsel zwischen manischen und depressiven Phasen, sei bei mehr als der Hälfte der Patienten zu beobachten.

Die meisten Kinder mit einer bipolaren Erkrankung seien auch leicht reizbar, bei mehr als 75 Prozent werde eine Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung (ADHS) diagnostiziert.

Oft wird die Erkrankung erst im Erwachsenenalter als bipolare Störung erkannt, wie Warnke sagte. Bei zehn bis 20 Prozent der Erkrankten waren die Erstsymptome bereits vor dem zehnten Lebensjahr aufgetreten.

Mehr zum Thema

Australische Studie

So häufig führt Kindesmisshandlung zu psychischen Erkrankungen

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

In Zahlen

Ärztemangel? Wir haben mal nachgerechnet

Lesetipps
„Kein Krankenhaus kennt momentan seine Zukunftsperspektive“: Der unparteiische Vorsitzende des G-BA, Professor Josef Hecken.

© Rolf Schulten

Kritik an Regierungsplänen

G-BA-Chef Hecken: Ärzten droht Burn-out nicht vom Geldzählen!