Postprandialer Zuckerwert ist für das KHK-Risiko entscheidend
HANNOVER (grue). Für das kardiovaskuläre Risiko ist der postprandiale Blutzuckerspiegel aussagekräftiger als der Nüchternblutzucker. Schon in der Frühphase des Diabetes besteht ein erhöhtes KHK-Risiko, und zwar unabhängig von den Nüchternglukosewerten. Deswegen sollte sich eine vorausschauende Therapie an den Zwei-Stunden-Blutzuckerwerten postprandial orientieren.
Veröffentlicht:"Patienten mit einer postprandialen Hyperglykämie sollten konsequent behandelt werden", forderte Professor Stephan Martin vom Diabetes- Forschungs-Institut in Düsseldorf auf einer Veranstaltung des Unternehmens Merck KGaA in Hannover. Dazu gehöre auch eine Pharmakotherapie, wenn Änderungen des Lebensstils nicht zum Erfolg führten.
Vorteilhaft sei die Kombination zweier Antidiabetika mit unterschiedlichem Wirkmechanismus. "Das Biguanid Metformin und der Insulinsekretionsförderer Nateglinid ergänzen sich in der Wirkung", sagte Martin. Diese Kombination wirke stärker als die jeweilige Monotherapie und führe nicht zu einer Gewichtszunahme. Metformin (vom Unternehmen als Glucophage® angeboten) senkt besonders den Nüchternblutzucker, Nateglinid (Starlix®) stimuliert eine kurze bedarfsgerechte Insulinfreisetzung und reduziert damit postprandial den Blutzucker.
Daß es bei Nateglinid seltener als bei einem Sulfonylharnstoff zu Hypoglykämien kommt, wurde in einer neuen Studie besonders auch für ältere Typ-2-Diabetiker bestätigt. Bei Patienten im Alter über 64 Jahren und moderat erhöhtem HbA1c wurde für Nateglinid eine Hypoglykämierate von 5,7 Prozent dokumentiert, bei Glibenclamid kamen bei fast jedem dritten Patienten relevante Unterzuckerungsreaktionen vor.
Immer noch beginnt die Diabetestherapie oft zu spät. Wesentlicher Grund dafür sei eine unpräzise Definition des Krankheitsbeginns, sagte Dr. Peter Schwarz von der Universitätsklinik Dresden. Wegen des hohen KHK-Risikos sollte auch sehr frühen Diabetesstadien ein Krankheitswert zugesprochen werden. Ein Merkmal dafür sei etwa der Anstieg der Nüchterninsulinspiegel um mehr als 50 Prozent.