Ringband-Riß ist häufige Verletzung beim Klettern

VALENCIA (rom). Bei Sportkletterern sind Handverletzungen häufig. In der Statistik mit Abstand ganz oben rangieren Verletzungen des Ringbandapparates, nämlich Zerrungen und Rupturen.

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80 Prozent der Verletzungen bei Kletterern sind an den oberen Extremitäten lokalisiert, die Hälfte davon an den Händen. Am häufigsten sind Zerrungen oder Rupturen des Ringbandapparates. Bei deren Diagnose "kommt es ganz entscheidend darauf an, das Bogensehnen-Phänomen zu kennen", erläuterte Dr. François Moutet vom Hôpital A. Michallon in Grenoble bei einem sportmedizinischen Symposium der Polytechnischen Universität Valencia. Bei dem als "Bowstring" bezeichneten Phänomen tritt die entsprechende Beugesehne am Finger deutlich hervor, wenn sie gegen Widerstand angespannt wird.

Sowohl nach Erfahrung des französischen Chirurgen als auch nach Statistiken aus Deutschland und Österreich kommt es beim Klettern am häufigsten zur Ruptur des A2-Ringbandes, und zwar vornehmlich am Mittel- oder Ringfinger.

Gerade den Ringfinger trifft es am häufigsten, da dort die Hebelverhältnisse am ungünstigsten sind, wenn beim dynamischen Durchziehen an einem Griff oder beim Abrutschen der Füße plötzlich nur zwei oder drei Fingern maximal belastet werden. Das kann bereits beim verletzungsträchtigen Training am Leistenboard passieren, wo Kletterer weniger Griffe als das kraftintensive Hangeln üben. Das laute Schnalzen bei einem Sehnenriß können oft sogar noch weiter entfernt Stehende wahrnehmen.

Die Folgen sind in jedem Fall lokaler Druckschmerz und Schwellung des Grundgliedes. Bisweilen tritt auch ein Hämatom auf. Und natürlich das "Bowstring"-Phänomen. Ist die Diagnose eindeutig, empfiehlt sich nach Angaben von Moutet eine Operation. Bestehen diagnostische Zweifel, sollte sonographisch, mit einem CT oder MRT weiter abgeklärt werden.

Nach der Operation müssen die Patienten für 45 Tage zum Schutz einen thermoplastischen Kunststoffring tragen - sie dürfen aber längst noch nicht zurück an die Kletterwand. Einen Patienten davon zu überzeugen, ist den Erfahrungen von Moutet zufolge eines der größten Probleme.

Denn selbst wenn nach den etwa sieben Wochen, in denen unter Frühmobilisierung nur ein ganz eingeschränktes Rehabilitationsprogramm absolviert werden darf, die Fingergymnastik verstärkt wird, sind noch weitere 45 Tage äußerste Zurückhaltung angesagt. Erst nach 90 Tagen also darf wieder mit Sport begonnen werden. Doch bis der Kletterer wieder in der Wand hängt, ist sicher die doppelte Zeitspanne abzuwarten.

Bei konservativ versorgten Sehnenverletzungen wird in der Regel nach etwa 90 Tagen die Belastbarkeit wieder erreicht. "Aber ob chirurgischer Eingriff oder nicht", so Moutet, "präventiv sollte in Zukunft auf jeden Fall kreuzweise über dem Band getaped werden."

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