Kommentar zu Haustieren

Strikt getrennte Antibiose

Von Thomas Müller Veröffentlicht:

In Deutschland verbraucht die Veterinärmedizin mehr Antibiotika als die Humanmedizin - etwa 1700 Tonnen wandern jährlich in Ställe und Tierarztpraxen.

Zwar ist es verboten, die Mittel zur Tiermast einzusetzen, doch dieses Verbot lässt sich leicht umgehen: Ist nur ein Tier krank, darf der ganze Bestand prophylaktisch behandelt werden.

Kein Wunder also, wenn gelegentlich multiresistente MRSA oder ESBL-Keime in der Mettwurst auftauchen, in Stichproben wurden MRSA teilweise bei bis zu 80 Prozent der Schweine nachgewiesen.

Das Problem bekommt noch eine ganz andere Dimension, wenn klar wird, dass MRSA nicht zwischen Mensch und Tier unterscheiden, sondern munter zwischen den Spezies hin- und herpendeln.

Wenn wir in den Ställen multiresistente Staphylokokken heranzüchten, werden wir diese früher oder später auch bei Menschen finden. Für Kliniken ist dabei nicht unbedingt die Mettwurst in der Kantine die größte Gefahr, sondern eher der Bauer, der die MRSA direkt auf die Intensivstation schleppt.

Am besten lässt sich dieses Risiko abwenden, wenn in der Tiermedizin andere Antibiotika-Klassen verwendet werden als in der Humanmedizin.

Dies wird zwar immer wieder gefordert, aber nicht konsequent umgesetzt. Eine aktuelle Liste wichtiger Antibiotika der WHO und der Weltorganisation für Tiergesundheit enthält noch viel zu viele Übereinstimmungen.

Lesen Sie dazu auch: MRSA: Keimschleuder Haustier

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