DKFZ
Tolerantes Immunsystem steigert Krebsrisiko
HEIDELBERG. Bei ausgeprägter Immuntoleranz verdoppelt sich das Risiko für Lungenkrebs, das für Kolon-Ca steigt um 60 Prozent (JNCI J Natl Cancer Inst. 2015; 107 (11): djv224). Das haben Forscher am Deutschen Krebsforschungszentrum DKFZ gemeinsam mit Kollegen der Berliner Epiontis GmbH herausgefunden.
Die Forscher belegen damit, dass die individuellen Unterschiede in der Immuntoleranz das Entstehen bestimmter Krebsarten beeinflussen, und zwar lange vor Ausbruch der Erkrankung, teilt das DKFZ mit.
Die Forscher zählten die bremsenden regulatorischen T-Zellen in den Blutproben von Krebskranken und gesunden Kontrollpersonen aus der EPIC-Studie und setzten sie ins Verhältnis zur Gesamtzahl der T-Zellen, die auch die tumorabwehrenden Zellen umfasst.
Dieses Verhältnis bezeichnen sie als "ImmunoCRIT". Im Allgemeinen gilt: Je höher er ausfällt, desto stärker ist das Abwehrsystem gedrosselt. Beim Vergleich des Krebsrisikos von Personen mit besonders hohem oder besonders niedrigem ImmunoCRIT stellte sich heraus: Ist der Wert sehr hoch, so verdoppelt sich das Lungenkrebsrisiko, das Risiko für Dickdarmkrebs steigt um etwa 60 Prozent, heißt es in der Mitteilung.
Frauen mit sehr hohem ImmunoCRIT haben sogar ein verdreifachtes Risiko, an Östrogenrezeptor-negativem Brustkrebs zu erkranken - allerdings halten die Forscher hier die Fallzahl für möglicherweise zu niedrig für eine sichere Aussage.
Keine Zusammenhänge zwischen ImmunoCRIT und Erkrankungsrisiko fanden die DKFZ-Epidemiologen für Prostatakrebs und Östrogenrezeptor-positiven Brustkrebs. (eb)