Kommentar
Trügerische Hoffnung bei HIV-Infektion
Erneut wird gemeldet, dass bei HIV-Infizierten nach einer Knochenmarktransplantation wegen einer anderen Erkrankung seit mehreren Wochen der Aids-Erreger nicht mehr nachweisbar ist.
Diese Nachricht von der Jahrestagung der Internationalen Aids-Gesellschaft in Kuala Lumpur könnte den Eindruck erwecken, dass dieser Ansatz künftig das Mittel zur Heilung von der Infektion ist. Dieser Eindruck ist falsch, weil niemand die sichere antiretrovirale Therapie gegen die gefährlichere Transplantation eintauschen würde.
Die neuen Berichte haben allenfalls einen Wert für die Forschung, weil sich aus den Erkenntnissen vielleicht einst herauslesen lässt, wie man endgültig HIV beikommen kann. Dieses Ziel wird man aber nicht so rasch erreichen.
Nicht zuletzt, weil es auch solche Zufallsbefunde sind, auf die Forscher zurückgreifen müssen. Eine Transplantation nur mit dem Ziel, HIV zu vertreiben, ist ethisch nicht vertretbar. Dazu ist die therapiebedingte Mortalität nach allogener Transplantation mit bis zu 30 Prozent viel zu hoch.
Das muss man allen HIV-Infizierten klar machen, die sich aufgrund der euphorischen Meldungen Hoffnung machen. Eine Eradikation des Virus wird so schnell nicht möglich sein. Aber wirksam in Schach halten lässt es sich bereits heute.
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