KOMMENTAR

Ungenutzte Chancen bei Veitstanz

Peter LeinerVon Peter Leiner Veröffentlicht:

Als einen Teilerfolg kann man die Versuche mit der Transplantation fetaler Gehirnzellen in das Gehirn von Patienten mit Veitstanz (Morbus Huntington) schon bezeichnen: Mehr als sechs Jahre lang lebten zwei Erkrankte in den USA mit diesen Zellen im Kopf, ohne dass es zu Tumoren oder Abstoßungsreaktionen gekommen ist. Und offenbar hat die Transplantation den Verlauf der Erkrankung nicht verschlechtert. So weit, so gut.

Aber das ist dann auch schon alles, was mit dieser Therapieform erreicht wurde. Die Zellen gingen - anders als in ähnlichen Studien mit Parkinson-Patienten - kaum eine Verbindung zum umliegenden Gewebe ein und konnten somit auch kaum Symptome lindern.

Sollte dieses Ergebnis Grund sein, die Therapie-Form nicht weiter zu erforschen? Ganz sicher nicht! Denn die wenn auch spärlichen Erkenntnisse aus der Langzeitstudie lassen sich für künftige klinische Transplantationsversuche nutzen. Zum Beispiel für die Entscheidung, welche neuronalen Zellen von Feten verwendet werden und in welche Regionen im Gehirn der Huntington-Patienten sie verpflanzt werden sollten.

Aus dem Studienergebnis hätten aber noch viel mehr Erkenntnisse gewonnen werden können, wenn der Verlauf der Erkrankung bei den beiden Patienten über sechs Jahre besser dokumentiert worden wäre. Wenn solche Fehler begangen werden, lassen sich nicht mehr als Teilerfolge erzielen.

Lesen Sie dazu auch: Fetale Zellen leben noch Jahre nach Transplantation

Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview zum 128. Deutschen Ärztetag

StäKo-Vorsitzender Herrmann: „Unsere Weiterbildungen sind überladen“

Lesetipps
Dr. Sonja Mathes sprach sich bei der Hauptversammlung des Marburger Bundes dafür aus, die Kolleginnen und Kollegen dabei zu unterstützen, die bald obligatorische Zeiterfassung für Ärzte an Unikliniken konsequent einzufordern.

© Rolf Schulten für die Ärzte Zeitung

143. Hauptversammlung des Marburger Bundes

MB-Delegierte: Elektronische Zeiterfassung an Unikliniken muss durchgesetzt werden

Dr. Andreas Botzlar, 2. Vorsitzender des Marburger Bundes

© Porträt: Rolf Schulten | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

Podcast „ÄrzteTag vor Ort“

Klinikärzte in der Primärversorgung – kann das gehen, Herr Dr. Botzlar?