China vertuscht Skandal um verseuchtes Milchpulver

PEKING (dpa). Der Skandal um verseuchtes Babymilchpulver in China ist größer als bisher angenommen.

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Die Zahl der an Nierensteinen erkrankten Säuglinge verdreifachte sich bis Montag auf 1253. Davon sind 53 Kinder in einem kritischen Zustand. Zwei Kinder sind schon gestorben, wie das Gesundheitsministerium in Peking berichtete.

Die Gefahr durch die verbotene Chemikalie Melamin in dem Milchpulver war nach den vorliegenden Informationen wochenlang vertuscht worden. Der chinesische Produzent Sanlu, sein neuseeländischer Anteilseigner Fonterra sowie lokale Behörden wussten mindestens seit Anfang August von der Gefahr, ohne dass Alarm geschlagen und ein Rückruf gestartet wurde. Sanlu beliefert fast ein Fünftel des chinesischen Marktes.

Die Milch ist vermutlich in Milchsammelstationen mit der Chemikalie gepanscht worden, um den Proteingehalt zu erhöhen. Ein Betreiber habe schon gestanden, berichtete die Nachrichtenagentur Xinhua. In der Industrie wird die Chemikalie als Harz zur Beschichtung von Span-, Faser- und Schichtstoffplatten, aber auch als Bindemittel eingesetzt.

Das Landwirtschaftsministerium leitete eine Untersuchung bei Bauern, Sammelstellen und Nahrungsmittelherstellern in den sechs großen Milchproduktionsregionen ein. Die Enthüllungen stellen erneut die Sicherheit der Nahrungsmittelindustrie in China infrage, die seit Jahren von Skandalen erschüttert wird.

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums liegen gegenwärtig 340 Kinder im Krankenhaus. 913 würden daheim medizinisch behandelt oder seien bereits geheilt. Die meisten Erkrankungen seien in den Provinzen Hebei, Jiangsu und Gansu festgestellt worden. Die zwei toten Kinder wurden aus Gansu gemeldet. Chinesische Medien hatten von Erkrankungen schon länger gewusst, durften aber wegen der Olympischen Spiele und der Paralympics in Peking nicht über Lebensmittelskandale berichten.

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