Katzenmeiers WM-Notizen

"Schau dir mal mein Zeherl an"

Von Adolf Katzenmeier Veröffentlicht:
Adolf Katzenmeier war von 1963 bis 2008 Physiotherapeut beim DFB. Er hat an sieben Welt- und vielen Europameisterschaften teilgenommen.

Adolf Katzenmeier war von 1963 bis 2008 Physiotherapeut beim DFB. Er hat an sieben Welt- und vielen Europameisterschaften teilgenommen.

© ActionPictures / imago

Was für ein grandioser Sieg der deutschen Nationalmannschaft. England war ohne Chance. Und das nicht gegebene klare Tor für die Engländer? Wembley 1966 lässt grüßen. Und bei mir werden Erinnerungen an erfolgreiche Weltmeisterschaften wach.

Es war während der WM 1974 im Quartier der deutschen Mannschaft in der Sportschule Kaiserau. Draußen schüttete es wie aus Eimern. Nationaltorhüter Sepp Maier, dem immer der Schalk im Nacken saß, wollte aus seinem Zimmer eine Juxbrille mit Scheibenwischer holen. Beim Heruntergehen blieb er auf der Treppe stehen. Er habe ein Problem, "wahrscheinlich eine Kleinigkeit", sagte er. "Kannst du mal mein Zeherl anschauen", bat er mich dann. Was konnte das sein? Womöglich eine Verletzung an seiner große Zehe? Sie war dick angeschwollen und feuerrot angelaufen. Wenn es eine Prellung gewesen wäre, hätte sich auf der Zehe ein Hämatom zeigen müssen. Nach Prellung oder Verletzung sah das aber nicht aus, zumal beim Abtasten der Zehe bei Sepp kaum verstärkt Schmerzen auftraten.

Die Teamärzte Professor Heinrich Hess und Professor Winfried Kindermann bestätigten schließlich meine Vermutung - es war keine Verletzung.

Eine von Kindermann veranlasste Blutuntersuchung brachte dann Licht in die Angelegenheit. Sepp hatte einen Gichtanfall. Er wurde erfolgreich mit Medikamenten behandelt und bekam Injektionen und Infusionen.

Das "Zeherl" bereitete Sepp danach keine Sorgen mehr. Er lief im weiteren Turnier zu großer Form auf. Wir erreichten das Endspiel gegen die Niederlande und wurden Weltmeister - mit einem großartig haltenden Maier im Tor.

Lang, lang ist's her. Und deshalb zurück zur Gegenwart. Ich wünsche unseren Jungs gegen Argentinien viel Glück. Sie haben bisher ein Super-Turnier gespielt. Und sie haben das Zeug, Millionen Menschen in Deutschland weiter viel Freude zu bereiten.

Adolf Katzenmeier war von 1963 bis 2008 Physiotherapeut beim DFB. Seit 1974 war er für die A-Nationalmannschaft zuständig. Er hat an sieben Welt- und vielen Europameisterschaften teilgenommen.

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