Experte kritisiert

Ärzte für Gesundheitsberatung ungeeignet

Ärzte sollen künftig als Präventionslotsen dienen, heißt es im Entwurf des Präventionsgesetzes. Für Gesundheitsberatung sind sie meist nicht geeignet, findet hingegen Professor Rolf Rosenbrock.

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Professor Rolf Rosenbrock vom Paritätischen Gesamtverband.

Professor Rolf Rosenbrock vom Paritätischen Gesamtverband.

© Der Paritätische Gesamtverband

BERLIN. Ärzte sind meist nicht für die Gesundheitsberatung ausgebildet, sagt Professor Rolf Rosenbrock vom Paritätischen Gesamtverband. Er bezieht sich auf das Vorhaben der Bundesregierung, Ärzte als Präventionslotsen einzusetzen.

"Ärzte haben in der Regel weder Einblick in die Gründe, die Menschen an gesundheitsförderlichem Verhalten hindern, noch verfügen sie über Interventionsmöglichkeiten, die Gründe zu überwinden", so Rosenbrock der "Ärzte Zeitung".

Zudem sei die Wirksamkeit von Kursangeboten von Kassen für sozial Benachteiligte kaum belegt.

"Inhaltlich hilflos"

Ähnlich sieht es Dr. Ellis Huber, Vorsitzender des Berufsverbandes Deutscher Präventologen. Er bezeichnete den Entwurf als "inhaltlich hilflos".

Es brauche flächendeckend gesundheitsfördernde Verhältnisse. Prävention funktioniere aber nicht ohne Ärzte. Für Ärzte gebe es ein Curriculum der BÄK, mit dem sie sich für die Beratung zur Gesundheitsförderung qualifizieren könnten.

"Es könnten aber auch Arzthelferinnen für die Präventionsberatung weitergebildet werden", sagte Huber.

Gesundes Verhalten von Migranten fördern

"Die Arztpraxis ist der richtige Ort, um präventionsferne Bevölkerungsschichten zu erreichen", kontert dagegen Rudolf Henke, Vorsitzender des Präventionsausschusses der BÄK. Ärzte hätten ein gutes Verständnis der belastenden Faktoren im Leben ihrer Patienten.

Sie nicht mehr auf Diagnose und Behandlung von Krankheiten zu beschränken, sei daher "konsequent".

Mit dem Präventionsgesetz soll auch bei sozial benachteiligten Gruppen wie Arbeitslosen oder Migranten gesundes Verhalten gefördert werden. Dazu sollen Ärzte sie in Präventionsangebote der Kassen vermitteln.

In die Prävention im sozialen Umfeld soll auch mehr Geld fließen - ein Euro pro Jahr und Versichertem. Trotz Kritik der Opposition ist Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) "zuversichtlich", dass das Gesetz den von SPD und Grünen dominierten Bundesrat passiert. (jvb)

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Ein Euro ist zu wenig

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