Kommentar
Alle Macht den Kassen!?
Man kann es ja mal probieren: Der GKV-Spitzenverband hat einen Wunschzettel geschrieben, in dem er auflistet, welche Kompetenzen er nach dem Versorgungsgesetz beanspruchen möchte. Würden alle Wünsche Wirklichkeit, dann läge alle Macht bei den Kassen.
Dabei sind sie schon jetzt nicht ohnmächtig. Gleichberechtigt mit den Ärzten sitzen sie in allen Gremien der Selbstverwaltung. Die beklagten Ungleichgewichte in der Versorgung - Überversorgung hier, Unterversorgung dort - gehen also auch auf das Konto der Kassen.
So berechtigt es ist, darauf hinzuweisen, dass es derzeit von mehr Über- als Unterversorgung gibt: Die Messzahlen dafür sind veraltet, sie berücksichtigen keine Verlagerungseffekte, nicht die Alterung der Gesellschaft und nicht den medizinischen Fortschritt.
Auch die Forderungen nach mehr Kompetenzen zum Abschluss von Selektivverträgen wirken merkwürdig: Zumindest in der ambulanten Versorgung und in der Integrationsversorgung haben die Kassen schon jetzt viele Freiheiten und Möglichkeiten. Sie müssten nur genutzt werden. Freilich macht lediglich eine Minderheit von Kassen, etwa die AOK Baden-Württemberg, davon Gebrauch. Das allerdings mit Erfolg.
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