Altersmedizin ist noch immer unterentwickelt

MÜNCHEN (sto). "Die Geriatrie ist das wohl wichtigste Thema für die Zukunft der Gesundheitsversorgung", so der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie, Professor Cornel Sieber von der Universität Erlangen-Nürnberg.

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Leider werde das in Deutschland noch nicht richtig wahrgenommen, erklärte Sieber bei einem Symposium in München.

Im Vergleich zu anderen Ländern hinke Deutschland mindestens zehn Jahre hinter der Entwicklung her, erklärte Sieber bei einer gemeinsamen Fachtagung, die die Bayerische Landesärztekammer (BLÄK) und der Medizinische Dienst der Krankenversicherung in Bayern (MDK) zum Thema "Geriatrische Versorgung - zwischen Ethik und Ökonomie" veranstaltet haben. Es gebe in Deutschland nur zwei offizielle Lehrstühle für Geriatrie, in Italien seien es 60. "Wir brauchen mehr Unterstützung durch die Politiker", forderte Sieber.

Die geriatrische Rehabilitation, die Pflegebedürftigkeit verhindern soll, so dass ältere Menschen möglichst lang in der eigenen Wohnung leben können, solle auch in Zukunft "im Mittelpunkt der Altersmedizin" stehen, betonte die ehemalige Staatssekretärin im Bayerischen Sozialministerium Melanie Huml. Die Ärztin ist inzwischen Landtagsabgeordnete und Staatsministerin im Umwelt- und Gesundheitsministerium. Durch eine gezielte Rehabilitation können fast 90 Prozent der Patienten wieder in ihre Privatwohnung zurückkehren, so Huml.

Angesichts der demografischen Entwicklung müsse die medizinische Versorgung für ältere Menschen ausgebaut werden, erklärte die Politikerin: "Deshalb untersuchen wir, ob Versorgungslücken bestehen, fördern den Erwerb geriatrischen Fachwissens sowie Betreuungsangebote."

In Bayern stehen derzeit 67 geriatrische Rehabilitationseinrichtungen mit über 2800 Betten zur Verfügung sowie neun Einrichtungen zur ambulanten geriatrischen Rehabilitation, die an stationäre Einrichtungen angegliedert sind. Hinzu kommen vier akutgeriatrische Zentren an Krankenhäusern hoher Versorgungsstufen und drei akutgeriatrische Tageskliniken.

Einmalig sei auch die Datenbank "Geriatrie in Bayern (GiBDAT)", die fast 90 Prozent der geriatrischen Behandlungskapazität in Bayern erfasst. Mit den Daten können Erfolge der geriatrischen Rehabilitation untersucht werden.

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