Ausgaben für Heil- und Hilfsmittel steigen stark
Die gesetzlichen Kassen verzeichnen weiter große Sprünge bei den Ausgaben für Heil- und Hilfsmittel.
Veröffentlicht:So stiegen die Aufwendungen für Heilmittel 2007 bei der Gmünder Ersatzkasse (GEK) um 5,6 Prozent auf rund 83 Millionen. Hilfsmittel schlugen mit 81 Millionen Euro zu Buche (+ 9,45 Prozent), sagte GEK-Chef Dr. Rolf-Ulrich Schlenker bei der Vorstellung des GEK-Heil- und Hilfsmittel-Reports 2008 in Berlin. Die Gmünder Ersatzkasse hat 1,7 Millionen Versicherte.
Glaeske kritisiert Verschiebebahnhof
Die Kernaussagen des Reports sind nach Ansicht von Professor Gerd Glaeske, einem der Autoren, dabei auf die gesamte gesetzliche Krankenversicherung (GKV) übertragbar, auch wenn die GEK für 2007 einen überdurchschnittlichen Anstieg der Kosten aufweist. GKV-weit betrugen die Steigerungsraten für Heilmittel 3,2 Prozent, für Hilfsmittel 5,3 Prozent auf insgesamt 8,6 Milliarden Euro. Zum Vergleich: die Ausgaben der Kassen für die ambulante ärztliche Versorgung stiegen 2007 um 3,3 Prozent.
Größter Einzelposten bei den GEK-Heilmittelausgaben war die Physiotherapie mit 61,1 Millionen Euro (+ 6,2). Die Ausgaben für die Ergotherapie betrugen 11,7 Millionen Euro (+ 2,4), für die Logopädie 9,6 Millionen Euro (+ 3,6). Glaeske zufolge resultiert ein beträchtlicher Teil der Ausgaben für die logopädische Versorgung derweil auf Versäumnissen bei der Spracherziehung der Kinder durch Eltern, Kindergärten und Schulen. Hier werde ein "sozialgesellschaftliches Problem auf die GKV abgeladen", kritisierte er.
Als aus Versichertensicht "nicht akzeptabel" bezeichnete er auch die teils großen Unterschiede bei den Heilmittel-Richtgrößen für Allgemeinmediziner: So konnte ein Hausarzt in Baden-Württemberg 2007 im Durchschnitt Heilmittelkosten in Höhe von 10,91 Euro veranlassen, während die Richtgröße für Hamburg bei 3,83 Euro lag. Der bundesweite Mittelwert lag bei 6,90 Euro.
GEK bezahlt 73 Millionen Test-Streifen für Diabetiker
Bei den Hilfsmitteln führen Inhalations- und Atemtherapiegeräte mit 9,6 Millionen Euro die Ausgabenliste an, gefolgt von Bandagen mit sieben Millionen Euro und Einlagen mit 6,5 Millionen Euro. Glaeske kritisierte hier die hohe Zahl an verordneten Teststreifen sowie die großen Preisunterschiede zwischen den einzelnen Vertriebswegen. So wurden allein in der GEK zwischen 2003 und 2007 rund 500 000 Verordnungen für über 73 Millionen Teststreifen abgerechnet. "Diese Mengen sind therapeutisch fragwürdig und die Preisunterschiede zwischen den Anbietern kaum zu rechtfertigen", so Glaeske.
Ein Ende der Ausgabensteigerungen zeichnet sich derweil nicht ab: Bei den Heilmitteln verzeichnete die GEK im ersten Halbjahr dieses Jahres einen weiteren Kostenanstieg von sechs Prozent, bei den Hilfsmitteln betrug dieser vier Prozent, sagte Schlenker. Der Heil- und Hilfsmittelbereich liegt nach den Ausgaben für Krankenhaus, Arzneimittel und der ambulanten ärztlichen Versorgung bei den GKV-Gesamtausgaben auf Rang vier.