BÄK baut auf politischen Stimmungswechsel

Die Bundesärztekammer verbindet mit der neuen Regierung vor allem die Hoffnung, dass es im Gesundheitswesen künftig besser und unbürokratischer für Ärzte zugeht.

Thomas HommelVon Thomas Hommel Veröffentlicht:

"Man spürt es deutlich: Die neue Regierung setzt mehr Vertrauen in die Akteure vor Ort." Professor Jörg-Dietrich Hoppe Präsident der BÄK

BERLIN. Zuversicht. Das warme Wort fällt häufig an diesem bitterkalten Montagabend. Die Bundesärztekammer (BÄK) hat einige ausgewählte Journalisten ins Restaurant "Dressler" am Berliner Boulevard "Unter den Linden" eingeladen. Es gibt Rotwein, gebratene Ente, garniert mit einer großen Portion Optimismus.

Endlich, sagt BÄK-Präsident Professor Jörg-Dietrich Hoppe, habe er einmal einen Koalitionsvertrag einer Bundesregierung lesen können, "der anders klingt als die vorangegangenen". Ein Vertrag, der das deutsche Gesundheitswesen ausdrücklich als eines der weltweit besten charakterisiere ohne gleichzeitig Dinge wie Verschwendung oder Pfusch anzuprangern. "Das steht da nicht drin". Gefunden hat der BÄK-Chef dagegen etwas anderes im Koalitionsvertrag von Union und FDP: Hinweise, dass die Regierung wegkommen will von einem zentralistischen Gesundheitssystem hin zu einem System, in dem die Selbstverwaltung wieder stärker in die Entscheidungen einbezogen werden soll. Das jedenfalls habe Gesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) in mehreren Interviews - zuletzt auch im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung" - unterstrichen.

"Die Regierung setzt mehr Vertrauen in die Akteure vor Ort und will nicht alles von Berlin aus steuern", sagt Hoppe. Daher rühre auch die Zuversicht der Ärzte, dass mit Schwarz-Gelb an der Macht vieles besser und unbürokratischer werde - wenn auch nicht über Nacht. Die "Rechtsverordungshysterie" der vergangenen Jahre müsse beendet werden. "Hanebüchene Verordnungen", etwa im Zuge der Einführung der DMP, hätten das Arzt-Patient-Verhältnis doch arg strapaziert, findet Hoppe.

"Wir verstehen das Moratorium bei der E-Card nicht als Denk-, sondern als Verschnaufpause." Professor Christoph Fuchs Hauptgeschäftsführer der BÄK

Zuversichtlich zeigt sich die Spitze der BÄK auch beim Dauer(streit)thema E-Card. Am Vorwurf, mit der Karte werde in den Praxen ein "gläserner Patient" geschaffen, sei "herzlich wenig dran", sagt BÄK-Hauptgeschäftsführer Professor Christoph Fuchs. Im Vordergrund des Projekts stehe die sichere Punkt-zu-Punkt-Information von Arzt zu Arzt. "Faxe sind nicht sicher." Dass Minister Rösler ein Moratorium für weitere Anwendungen auf der Karte verhängt habe, sei konsequent, findet Fuchs. "Wir verstehen das nicht als Denk-, sondern als Verschnaufpause, um zu klären, wohin wir eigentlich wollen."

Es sei besser, die E-Card in einem großen Schritt statt in vielen kleinen Teilschritten zu realisieren. Bei der Karte handele es sich schließlich um ein "Mega-Projekt", für das es bislang keine Vorbilder gebe. "Deshalb ist eine gewisse Behutsamkeit angesagt." In spätestens drei Jahren könne die Karte flächendeckend eingeführt sein, glaubt Fuchs. Enthalten sein sollten darauf neben den Basisdaten des Patienten auch Notfalldaten sowie Angaben zur Medikation.

Lesen Sie dazu auch: BÄK-Präsident will schlankeren Kassen-Ausgleich

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