BMG badet sich in der Sonne der Gesundheitswirtschaft
Das Bundesministerium für Gesundheit will einen Paradigmenwechsel: Die Gesundheitsbranche sei nicht nur ein Klotz am Bein, sondern ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.
Veröffentlicht:BERLIN. Bei Berlin-Neukölln, Tübingen oder Nürnberg denkt vermutlich niemand zuerst an hoch spezialisierte Medizintechnologie. Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) hat sich jetzt auf die Fahne geschrieben, dies zu ändern und auf diese bislang kaum wahrgenommene Wirtschaftssparte in Deutschland aufmerksam zu machen. "Die Gesundheitsbranche ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in Deutschland", sagte Rösler anlässlich des vom Bundesgesundheitsministerium organisierten Kongress Gesundheitswirtschaft.
Daniel Bahr (FDP), parlamentarischer Staatssekretär im Gesundheitsministerium, forderte in seiner Rede eine neue Sichtweise auf das Gesundheitssystem: "Gesundheit darf nicht nur als Klotz am Bein empfunden werden!" Man rede zu selten über die Stärken des Gesundheitssystems. Man wolle dafür sorgen, dass der Erfolg der Gesundheitswirtschaft auch so bleibe. Ziel sei es, dass nützliche Innovationen, die spürbar die Versorgung verbesserten, auch weiterhin beim Patienten ankämen.
Rösler betonte, dass in einem solidarischen System die starken Gesunden den schwächeren Kranken helfen müssen. Grundsätzlich sei das Gesundheitssystem dagegen mit dem Ausgleich zwischen Reich und Arm überfordert. Es sei sinnvoller, diesen Ausgleich in das Steuersystem zu überführen. Auf diese Weise werde jeder nach seiner Leistungsfähigkeit belastet. Für eine solide und faire Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung könne man nur sorgen, wenn die Gesundheits- von den Arbeitskosten entkoppelt.
Unternehmensvertreter der Medizintechnologie zeigten sich derweil, zufrieden über das "kreative Arbeitsklima" in Deutschland. Sie kritisierten aber, es würde zu lange dauern, bis Medizinprodukte - wenn überhaupt - zugelassen würden. Dabei könnte gerade der Einsatz der Medizintechnologie, wie zum Beispiel die Telemedizin, einen Beitrag zur Kostendämpfung im Gesundheitswesen leisten. Es dürfe aber keinen Freifahrtsschein für Innovationen geben, warnte Frank Verheyen von der Techniker Krankenkasse: "Wir müssen uns immer fragen, ob das Neue für den Patienten auch besser ist."
Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Heute hü, morgen hott