"Beim Screening ist mehr Transparenz nötig"
Das Mammografie-Screening stößt in Hamburg auf große Resonanz. Jede zweite angeschriebene Frau nimmt die Einladung in das Screening-Zentrum an.
Veröffentlicht:HAMBURG. "Ich empfehle jeder Frau, sich ernsthaft mit dem Thema Mammografie auseinanderzusetzen", sagte Hamburgs Gesundheitssenator Dr. Dietrich Wersich im Hamburger Screening-Zentrum, das vor einem Jahr eröffnet wurde.
Wersich zeigte Verständnis für Frauen, die das Screening nach reiflicher Überlegung nicht wahrnehmen - aber nur, wenn diese Entscheidung auf Grundlage einer vernünftigen Aufklärung fällt. Nach den jüngsten Veröffentlichungen zum Thema hat der Mediziner Wersich den Eindruck, das manche Berichterstattung über das Mammografie-Screening eher "verschleiert und verunsichert" als zu informieren.
Der CDU-Politiker hofft auf mehr Transparenz. Nach seiner Ansicht muss dies schon bei den Einladungen anfangen, die für seinen Geschmack laienverständlicher formuliert werden müssen, um Ängste und Vorurteile bei den eingeladenen Frauen gar nicht erst aufkommen zu lassen. Zugleich gestand er Kritikern zu, dass das Screening hinterfragt werden darf: "Das Screening muss sich kritische Fragen stellen."
KV, Krankenkassen und die Ärzte des Hamburger Zentrums zogen ein Jahr nach der Eröffnung ein positives Fazit. Von rund 85 000 eingeladenen Frauen kam fast jede zweite zum Screening. Pro Woche werden zwischen 1100 und 1200 Frauen untersucht. Bei 92 Prozent von ihnen wird Entwarnung gegeben, bei acht Prozent sind wegen einer Auffälligkeit weitere Untersuchungen notwendig. Ärztin Dr. Jutta Lübbering-Schmidt warnte aber davor, diese als "falsch positive" Befunde hinzustellen. Ein Mammakarzinom entdecken die Ärzte bei einem Prozent der untersuchten Frauen, also elf oder zwölf pro Woche in Hamburg. Mit einem Prozent liegt die Entdeckungsrate über dem zu erwartenden Anteil. Innerhalb des ersten Jahres wurden beim Screening in Hamburg rund 400 Mammakarzinome entdeckt, von denen die Hälfte noch in der Vorstufe oder in einem sehr frühen Stadium war. Die Überlebenschance für die betroffenen Frauen liegt bei über 90 Prozent.