DKMS mit spanischen Behörden über Kreuz

Spanien will die Deutsche Knochenmarkspende-Datei (DKMS) nicht - und hat ihr jüngst das Anwerben von Spendern verboten. Jetzt erhebt die DKMS heftige Vorwürfe gegen die Behörden: Rechtswillkür und Verunsicherung zugunsten eines "schlechten Systems".

Veröffentlicht:
DKMS-Gründer Ehninger: Ein schlechtes Monopol.

DKMS-Gründer Ehninger: Ein schlechtes Monopol.

© Arno Burgi / dpa

MADRID (mame). Die Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS) wehrt sich gegen das Verbot, auch in Spanien tätig werden zu können.

Die staatliche Transplantations-Organisation (ONT) hatte der DKMS vorerst untersagt, in Spanien zu Spenden von Knochenmark aufzurufen, da die deutsche Stiftung nicht über die vorgeschriebenen Genehmigungen verfüge und damit "illegal" handle.

DKMS-Gründer Professor Gerhard Ehninger weist diese Anschuldigungen vehement zurück.

"Laut unserer Anwälte haben wir nicht gegen spanisches Recht gehandelt", sagte Ehninger am Donnerstag im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung" in Madrid.

Er wisse nicht, ob die ONT rechtliche Schritte gegen die DKMS-Spendenaufrufe unternommen habe. Allerdings werde die DKMS ihrerseits in der kommenden Woche gegen die ONT Anzeige wegen "übler Nachrede" einreichen.

Gegen Leukämie, nicht gegen die DKMS kämpfen

Ehninger zeigte sich "enttäuscht und überrascht" über das "aggressive" Vorgehen der ONT. "Wir sind hier, um zu helfen. Spanien sollte gegen die Leukämie, nicht gegen uns kämpfen."

Die DKMS ist mit 2,6 Millionen potenziellen Spendern heute die größte Knochenmarkspenderdatei weltweit, die allein im vergangenen Jahr 4700 Leukämie-Patienten eine Stammzellenspende vermitteln konnte.

Vor allem das international große Netz an potenziellen Spendern könne die Situation vieler Leukämiekranker auch in Spanien verbessern, wo das staatlich sehr streng kontrollierte Stammzellenspendesystem offensichtlich "nicht optimal" funktioniere.

So habe es 2010 in Spanien 768 Suchanfragen für spanische Patienten gegeben. Jedoch wurden nur 477 Spender gefunden, zitierte Ehninger Zahlen des spanischen Spenderregisters REDMO.

In Spanien werden Stammzellenspender bislang von der José Carreras-Stiftung angeworben und typisiert, die vertraglich mit dem Gesundheitsministerium sowie den Regionalregierungen zusammenarbeitet.

Keine gesetzlichen Beschränkungen

Es existierten keine gesetzlichen Vorschriften, die die Anzahl von Spenderdateien beschränken, so Ehninger. Er kritisierte, dass durch ein staatliches Monopol ein System geschützt werde, das schlecht funktioniere.

Persönlich habe er die ONT sowie Spaniens Gesundheitsministerin Ana Mato kontaktiert, um alle rechtlichen Fragen für eine Tätigkeit in Spanien zu klären.

Bisher habe er allerdings von niemanden eine Antwort erhalten, noch wurde ihm erklärt, warum die DKMS angeblich "illegal" gehandelt haben soll.

Behauptungen von ONT-Chef Rafael Matesanz, Spendenaufrufe der DKMS gefährdeten das auf Solidarität basierende spanische Transplantationsmodell, wies Ehninger als falsch zurück.

Er kritisierte die staatlichen Gesundheitsbehörden, die Patienten mit der Warnung verunsicherten, sie könnten ihre Gesundheitsversicherung verlieren, sollten sie mit der DKMS kooperieren.

Mehr zum Thema

Internationale Gesundheitspolitik

WHO-Mitgliedsländer ringen um Pandemieabkommen

Pandemie-Vorbereitung

194 WHO-Mitglieder wollen Pandemieabkommen retten

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Bessere Sensitivität als FIT

Neue Tests spüren Darmkrebs recht präzise auf

Lesetipps
Eine warme Beleuchtung sorgt im Empfangsbereich für eine angenehme Atmosphäre.

© Javier De La Torre / Westend61 / picture alliance

Praxiseinrichtung

Licht an! Die richtige Beleuchtung in der Arztpraxis

Die Allianz Chronisch Seltener Erkrankungen warnt, die geplante Klinikreform bilde die besondere Situation für die Behandlung von Menschen mit seltenen Erkrankungen nicht ausreichend ab.

© Frank Molter / dpa

Sieben-Punkte-Papier mit Forderungen

ACHSE beklagt: Seltene Erkrankungen bei Klinikreform nicht berücksichtigt