KOMMENTAR
Das süße Gift der DMP-Honorare
Ein für Ärzte verlockendes Angebot der Deutschen BKK für Neueinschreibungen von Patienten in DMP könnte im Praxistest Risiken und Nebenwirkungen haben. Die Krankenkasse wirbt bundesweit mit lukrativen Angeboten für Ärzte, die in diesem Jahr neue DMP-Patienten einschreiben: 100 Euro im zweiten Quartal, 75 im dritten, 25 Euro im vierten Quartal - extrabudgetär.
Das Problem dabei ist die Vertragskonstruktion. Die Deutsche BKK hat eigens eine Tochtergesellschaft gegründet, die für sie alle Dienstleistungen rund um die DMP erledigen soll, die KV Service Plus. Diese hat ihrerseits einen Subunternehmer angeheuert, die Firma medconsult.
Für Ärzte ist die BKK-Idee ein lukratives Angebot. Allerdings nur mit Blick aufs Geld, denn der Vertrag hat berufspolitische Nebenwirkungen: Der Hausärzteverband in Niedersachsen fürchtet, seine Position im Vertragswettbewerb könne durch reine Einzelverträge geschwächt werden. Wie sollen sich Ärzte verhalten, wenn die Zusatzhonorare gut sind, der Vertrag aber berufspolitisch Bauchschmerzen auslöst?
Die KV Niedersachsen hat bereits kritisiert, dass Niedergelassene mit dem Subunternehmer Verträge schließen, deren Folgen aber "juristisch unklar" seien. Das Beispiel zeigt einmal mehr, dass der Abschied von der Welt der Kollektivverträge neue Fragen aufwirft. Nicht jeder Vertrag muss allein deshalb gut sein, weil er zusätzliches Geld bringt.