Ein Gesundheits-Riester als Innovationsmotor
Der Gesundheitsexperte Bertram Häussler spricht sich für die behutsame Einführung von Kapitalelementen in die GKV aus, um Innovationen bezahlbar zu halten.
Veröffentlicht:"Die GKV geht im Grunde genommen sehr sparsam mit ihren Mitteln um." Professor Bertram Häussler Leiter des IGES-Instituts in Berlin
BERLIN. Der Leiter des Berliner IGES-Instituts, Professor Bertram Häussler, sieht derzeit keinen Spielraum für eine Umstellung der GKV auf ein prämienfinanziertes System mit Sozialausgleich. Hierfür seien rund 40 Milliarden Euro aus Steuermitteln notwendig. "Diese Dimensionen sind derart jenseits von Gut und Böse, dass man angesichts der derzeitigen Haushaltslage darüber nicht nachzudenken braucht", sagte Häussler im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung". Die FDP hatte sich im Wahlkampf für eine Abkehr vom umlagefinanzierten System und für ein Prämienmodell ausgesprochen.
Häussler schlägt stattdessen den Einstieg in eine Kapitaldeckung über einen "Gesundheits-Riester" vor. Mit einem solcherart aufwachsenden, staatlich unterstützten Kapitalstock könnten dann therapeutische oder medikamentöse Innovationen, die über von der GKV noch festzulegende Wirtschaftlichkeitsgrenzen hinausgehen, finanziert werden, sagte er. Der Patient würde in einem solchen Modell Erstattungshöchstbeiträge erhalten und die Differenz zum Preis der Innovation über die Riesterpolice selbst tragen. Damit würden auch die Ärzte davon befreit, im Einzelfall und alleine Rationierungsentscheidungen zu treffen, sagte er.
Häussler nahm GKV und Gesundheitsfonds gegen Fundamentalkritik in Schutz. So seien die Ausgaben in den vergangenen zehn Jahren inflationsbereinigt um fünf Prozent gestiegen. Diese Zunahme sei im Wesentlichen nicht auf Innovationen, sondern auf Einkommenssteigerungen in Praxen und Kliniken zurückzuführen. "Die GKV geht im Grunde genommen sehr sparsam mit ihren Mitteln um. Das mag keiner glauben, ist aber so."
Bis 2013 geht Häussler von einer Deckungslücke des Fonds von mehr als zehn Milliarden Euro aus. Allerdings sieht er Möglichkeiten, dieses Defizit über einen Mix von Maßnahmen auch rasch wieder zu schließen. So verfügten die Kassen über Rücklagen in Höhe von fünf Milliarden Euro. "Wir haben solche Situationen schon oft gehabt im Laufe der GKV-Geschichte." Häussler: "Es wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird."