Kommentar
Ein Schuss ins eigene Knie
Allerorten klagen Krankenhäuser über fehlenden ärztlichen Nachwuchs. Für viel Geld schalten Kliniken unzählige Anzeigen oder werben sich gegenseitig die Ärzte ab. Mit oft bescheidenem Erfolg.
Ganz anders sieht das Engagement aus, wenn der Nachwuchs das Label "Mediziner im Praktischen Jahr" trägt. Dann kennen viele Kliniken nur ein Signal an ihre Nachwuchskräfte: Arbeiten ja, Geld nein! Diesen an vielen Kliniken absurden Zustand hat der Hartmannbund jetzt in einer Umfrage dokumentiert. Noch immer speisen danach Kliniken ihre PJler mit Essenzuschüssen von 1,50 Euro oder der Stellung von Dienstkleidung ab - und erwarten dafür auch noch Verständnis.
Doch zum Glück scheren inzwischen immer mehr Kliniken aus dieser Linie aus. Sie haben erkannt, dass es sich um die gleichen Menschen handelt, die später einmal Assistenzarzt- und wiederum später Facharztstellen besetzen sollen. Die Strategie mancher Uniklinik, Medizinstudenten daran zu hindern, ein PJ an einer Klinik zu machen, die eine Vergütung zahlt, erweist sich dabei nur als bedauerlicher Schuss ins eigene Knie. Der Gipfel der Unanständigkeit ist erreicht, wenn die Uniklinik dem von ihr ausgewählten Lehrkrankenhaus eine Vergütung sogar ausdrücklich verbietet.
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