Weltklimavertrag

Experten sehen positives Signal für Gesundheit

Nach dem Klimavertrag von Paris muss die Weltgemeinschaft die Gesundheitssysteme ärmerer Länder stärken, fordert der Weltärztebund. Denn sie sind am stärksten vom Klimawandel und seinen gesundheitlichen Folgen betroffen.

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Jubel unter den Delegierten: Zum Abschluss des UN-Klimagipfels hatten sie sich auf ein Vertragswerk geeinigt.

Jubel unter den Delegierten: Zum Abschluss des UN-Klimagipfels hatten sie sich auf ein Vertragswerk geeinigt.

© Tesson / dpa

BERLIN. Auch Gesundheitsexperten bewerten die Ergebnisse des Weltklima-Gipfels von Paris durchaus positiv.

Die Erderwärmung soll deutlich unter zwei Grad im Vergleich zum Ende des 19. Jahrhunderts gehalten werden. Es soll Anstrengungen geben, den Temperaturanstieg bereits bei 1,5 Grad Celsius zu stoppen.

Der Höhepunkt der CO2-Emissionen soll so schnell wie möglich erreicht werden. Auf bindende Ziele für die CO2-Reduktion konnten sich die Staaten allerdings nicht einigen.

Dennoch: "Wir sind begeistert, dass endlich etwas passiert ist", betont Professor Karl-Christian Bergmann vom Allergie-Zentrum der Charité.

Schließlich sei jede Form der Reduktion von CO2-Emissionen günstig, um Allergien zu reduzieren. Gleichzeitig wirke sich der Kampf gegen die Erderwärmung und den damit verbundenen Hitzeperioden positiv auf die Gesundheit aus.

Dass der Vertrag erst 2020 in Kraft tritt, stört Bergmann weniger: "Wir Ärzte sind es gewohnt, in langen Abständen zu denken", so der Leiter der Klimaanpassungsschule an der Charité.

Weltärztebund sieht Fortschritte

Auch der Weltärztebund (World Medical Association, WMA), der mehr als neun Millionen Ärzte aus 112 Ländern vertritt, sieht Fortschritte.

Und nicht nur durch den Vertrag selbst: "Endlich finden die Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit der Weltbevölkerung auch im Vertrag Erwähnung", sagt Dr. Otmar Kloiber, Generalsekretärs der WMA.

Auch das Umweltbundesamt hatte gemeinsam mit der Weltgesundheitsorganisation und Patientenverbänden darauf gedrängt, medizinische Aspekte des Klimawandels einzubeziehen.

"Wir wollten wegkommen von reinen Klimaschutzmaßnahmen", sagt Dr. Hans-Guido Mücke, Experte für Umweltmedizin und gesundheitliche Bewertung bei der Behörde.

Für alle sei es ein großer Fortschritt, dass das Wort Gesundheit zweifach im neuen Klimavertrag vorkomme. Noch sei allerdings nicht abschätzbar, welchen Folgen der neue Klimavertrag für die Gesundheit haben werde. "Wir müssen abwarten, was die einzelnen Länder konkret umsetzen", sagt Mücke.

Entwicklungsländer im Blick

Der Weltärztebund hält es nun für maßgeblich, dass die Weltgemeinschaft an der Stärkung der Gesundheitssysteme arbeitet.

Ungleichheiten im Zugang zu Gesundheitsversorgung vor allem in Entwicklungsländern zu beseitigen müsse Hand in Hand mit dem Kampf gegen den Klimawandel gehen, so der ehemalige WMA-Präsident Dr. Xavier Deau.

Das sei richtig, so Professor Matthias Niedrig von der Stabsstelle Klimawandel und Gesundheit am Robert Koch-Institut. "Entscheidend ist es, sich am Weltmaßstab zu orientieren. Denn die dramatischen Folgen des Klimawandels sind in Entwicklungsländern sichtbar."

In Deutschland hingegen seien mediterrane Verhältnisse durch steigende Temperaturen vorerst nicht zu erwarten. (mam)

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