Fallzahlen steigen - ist die Bremswirkung der Praxisgebühr zu Ende?

BERLIN (eb). Die Praxisgebühr verliert immer mehr Einfluss darauf, ob Patienten einen Arzt in Anspruch nehmen. Inzwischen haben sich die Fallzahlen - zumindest bei Hausärzten - wieder näherungsweise auf dem Niveau von 2003, dem Jahr vor Einführung der Selbstbeteiligung, eingependelt.

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Das geht aus einer aktuellen Umfrage der "Ärzte Zeitung" bei einer Reihe von KVen hervor. Beispiel KV Nordrhein: Hausärzte haben dort inzwischen fast wieder so viele Fälle wie vor 2004. Allerdings gebe es inzwischen deutlich mehr Befreiungen von der Praxisgebühr: etwa wenn Patienten in ein DMP oder in einen Hausarztvertrag eingeschrieben sind oder weil Zuzahlungsgrenzen überschritten sind.

Von einer differenzierten Entwicklung berichtet die KV Westfalen-Lippe. Dort sind Fachärzte, vor allem Dermatologen und Gynäkologen, Verlierer als Folge der Praxisgebühr. Der Fallzahlrückgang dieser Berufsgruppen liegt nach wie vor im zweistelligen Prozent-Bereich. Niedersachsen und Bremen berichten von einem ähnlichen Trend.

Eine Ausnahme vom bundesweiten Trend ist die Hauptstadt. In den wohlhabenderen Teilen im Westen - dort ist auch die Arztdichte am höchsten - steigen die Fallzahlen. In Neukölln und in östlichen Bezirken wird ein Minus von 16 bis 18 Prozent registriert. Immer weniger Ärzte wollen dort arbeiten, sodass es keinen eindeutigen Zusammenhang zur Praxisgebühr gibt.

Die 2004 eingeführte Zuzahlung, vor allem aber das Abkassieren von Patienten in Praxis, war ursprünglich auf heftige Gegenwehr der Ärzte getroffen. Diese Art des Einzugs der Selbstbeteiligung über die Arztpraxen ist aber wohl der Grund für sehr niedrige Ausfälle.

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