GKV-Wahltarife erzürnen Privatversicherer

BERLIN (ble). Die privaten Krankenversicherer wehren sich weiter massiv gegen Wahltarife mit Kostenerstattung sowie Zusatzversicherungen der gesetzlichen Kassen (GKV): Am Mittwoch beschäftigte sich der Gesundheitsausschuss des Bundestags mit dem Thema.

Veröffentlicht:

Dabei beklagte der Leiter des Wissenschaftlichen Instituts des Verbandes der privaten Krankenversicherung (PKV), Christian Weber, dass vor allem die Tarife mit Kostenerstattung eine starke Wettbewerbsverzerrung darstellen.

Die Kassen unterlägen bei der Kalkulation der Tarife anders als Privatversicherer der Steuerpflicht und müssten auch keine Altersrückstellungen aufbauen. Dies ermögliche ihnen günstige Tarife. Die PKV befürchtet zudem eine Quersubventionierung zwischen dem Kostenerstattungstarif und dem normalen Geschäft einer Kasse.

Die Möglichkeit zu Wahltarifen mit Kostenerstattung hat die große Koalition den Kassen mit der Gesundheitsreform 2007 eingeräumt. Die FDP will die Tarife wieder aus dem Gesetz streichen.

Vertreter der Kassen bezeichneten die Wahltarife indes als Instrument, Mitglieder mit besonders hohen Einkommen in der GKV halten zu können. Zudem sei eine Quersubventionierung durch gesetzliche und aufsichtsrechtliche Vorgaben und eine gesonderte Buchung von Leistungsausgaben und Prämien ausgeschlossen, sagte Wilfried Jacobs, Chef der AOK Rheinland/Hamburg.

Mit Blick auf die Zusatzversicherungen, etwa die Wahlarztbehandlung in der Klinik, warnte der Rechtsexperte Hans-Peter Schwintowski davor, dass der Europäische Gerichtshof künftig zu einer anderen Bewertung des GKV-Systems kommen werde, wenn die Kassen ihren Versicherten Zusatzpolicen anbieten. Bislang sei das Gericht der Auffassung, dass die GKV sozial und hoheitlich, nicht aber wirtschaftlich tätig ist.

Mehr zum Thema

Aktueller WIdOMonitor

Wer zu Hause pflegt, tritt oft beruflich kürzer

Krankenkassen-Auswertung

Mehr Menschen in Hessen bekommen Migräne-Diagnose

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Inkretinmimetika

GLP-1: Wie aus dem kleinen Hormon ein Rockstar wird

Risikoanalyse

Komplikation nach Hernien-Operation: Wer ist gefährdet?

Lesetipps
Mehrkosten für die Entbudgetierung der hausärztlichen Versorgung seien Investition in den Erhalt der Praxen, betont Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. 

© Michael Kappeler / dpa

Kabinett winkt GVSG durch

Lauterbach macht Hausarztpraxen Mut: „Jede Leistung wird bezahlt“

Brücke zwischen zwei Steilklippen. Auf der Brücke stehen zwei Menschen.

© Usman / stock.adobe.com

Aktuelle Forschung

Antikörper – die Verkuppler der Krebsmedizin

Heiße Nächte können nicht nur nervig sein. Sie gehen auch mit einem höheren Risiko für Schlaganfälle einher, so das Ergebnis einer Studie aus München und Augsburg.

© samuel / stock.adobe.com

Studie mit Daten zu 11.000 Schlaganfällen

Tropische Nächte sind offenbar ein Risikofaktor für Schlaganfälle