Gesundheitsökonom Jürgen Wasem greift DMP-Förderung an

Die Förderung für Disease Management Programme soll weg, fordert Gesundheitsökonom Jürgen Wasem.

Veröffentlicht:

BERLIN (af). Für einen Wegfall der DMP-Förderung hat sich der Gesundheitsökonom Professor Jürgen Wasem von der Universität Duisburg-Essen ausgesprochen.

"Lasst uns den Wettbewerb der Kassen nutzen und sehen, welche Formen von Managed Care sich durchsetzen", sagte Wasem bei einem Seminar der Deutschen Gesellschaft für Integrierte Versorgung im Gesundheitswesen (DGIV).

Zuvor hatte die Gesundheits- und Pflegewissenschaftlerin Professor Margarete Landenberger von der Universität Halle-Wittenberg gesagt, dass es keine Belege für medizinische Vorteile durch die Disease Management Programme gebe.

Zum Hintergrund: Die Krankenkassen erhalten aus dem Gesundheitsfond für jeden in ein strukturiertes Behandlungsprogramm eingeschriebenen Versicherten 168 Euro.

Dieses Geld fließt zusätzlich zur Grundpauschale und den Zuschlägen für den höheren Versorgungsbedarf, der bei schwerwiegenden chronischen Krankheiten unterstellt wird. Diese Programmkostenpauschale soll die Kosten für die Dokumentation und Koordination der DMP decken.

Diese Förderung halten Wissenschaftler wie Wasem für eine Verschwendung von Ressourcen, weil seit der Einführung von Gesundheitsfonds und Morbiditätsorientiertem Risikostrukturausgleich im Jahr 2009 die Kassen durch chronisch kranke Versicherte nicht mehr zusätzlich belastet würden.

Derzeit gibt es sechs Indikationen für DMP. Sie zählen alle zu den 80 Krankheiten, für die die Kassen aus dem Morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleich ohnehin Zuschläge erhalten.

Ein Wegfall der Programmkostenpauschale würde die Kassen rund eine Milliarde Euro im Jahr an Einnahmen kosten. In insgesamt 11.045 aktuell laufenden Programmen sind zur Zeit mehr als 5,8 Millionen Versicherte eingeschrieben.

Die Alternative könnten Modelle von Integrierter Versorgung und die Kombination aus hausarztzentrierter Versorgung und besonderer ambulanter ärztlicher Versorgung nach den Paragrafen 73 b und 73 c des SGB V sein, schlug Wasem vor. Die Teilnahme an Selektivverträgen sollte aber für die Versicherten freiwillig bleiben. Obligatorische Verträge seien der "falsche Weg", sagte Wasem.

Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Vor dem Ärztetag in Mainz

Landesärztekammer-Präsident Matheis: „Es wird am Sachverstand vorbei regiert!“

Lesetipps
Mensch tippt auf Tastatur.

© Mikhail Tolstoy / stock.adobe.com

Liste veröffentlicht

Endlich: Zi zeigt, mit welchen PVS Praxen zufrieden sind

Der Hefepilz Candida auris in einer Petrischale

© Nicolas Armer / dpa / picture alliance

Krankmachender Pilz

Candida auris wird immer öfter nachgewiesen