Ärztliche Versorgung auf dem Land

Gröhe: Leichterer Zugang zum Medizinstudium

Wer Landarzt werden will, soll eher einen Medizin-Studienplatz bekommen. Der neue Gesundheitsminister Hermann Gröhe will darüber mit den Kultusministern reden.

Helmut LaschetVon Helmut Laschet Veröffentlicht:
Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe.

Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe.

© Ingo Wagner / dpa

BERLIN. Der neue Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) will die ambulante ärztliche Versorgung in Deutschland spürbar verbessern.

Er bekräftigte die Absicht der Koalition, insbesondere die bei einigen Fachgruppen langen Wartezeiten spürbar zu verkürzen und dafür Termin-Servicestellen den bei den Kassenärztlichen Vereinigungen einzurichten, wie er in einem Interview der "Bild am Sonntag" sagte.

Sorge bereitet dem Bundesgesundheitsminister aber auch die künftige Sicherstellung der ärztlichen Versorgung in ländlichen Regionen.

Dazu will Gröhe den Zugang zum Medizinstudium erleichtern: "Ich will mit den Wissenschaftsministern der Länder darüber sprechen, dass junge Leute, die sich verpflichten, eine Praxis im ländlichen Raum zu übernehmen, der Zugang zum Medizinstudium erleichtert wird. Dies könnte auch für diejenigen gelten, die ein freiwilliges soziales Jahr zum Beispiel im Rettungsdienst geleistet haben." Denkbar sei auch ein Notenbonus als Anreiz. "In einigen Bundesländern und an manchen Hochschulen werden entsprechende Regelungen ja auch schon erfolgreich praktiziert."

Stipendien für neue Landärzte längst Praxis

Die Förderung von Medizinstudenten, die sich verpflichten, nach ihrer Facharzt-Weiterbildung zumindest zeitweise auf dem Land zu arbeiten, ist in einigen Bundesländern bereits realisiert.

So hat Bayern 2012 ein Stipendienprogramm für Medizinstudenten beschlossen. Es sieht eine Förderung von 300 Euro monatlich längstens für vier Jahre für Studenten vor, die sich verpflichten, mindestens fünf Jahre im ländlichen Raum zu arbeiten. Wer der Verpflichtung nicht nachkommt, muss das Stipendium zurückzahlen.

Ein ähnliches Programm gibt es für Studenten seit mehreren Jahren in Sachsen, wenn sie sich verpflichten, als künftiger Allgemeinarzt in unterversorgten Regionen zu arbeiten. Ferner wird der Studienplatz nicht mehr nur nach der Abiturnote vergeben.

Seit Einführung des Stipendiums in Thüringen vor vier Jahren haben sich inzwischen 100 Medizinstudenten (Stand August 2013) für eine anschließende vertragsärztliche Tätigkeit als Hausarzt oder Augenarzt in einer unterversorgten Region für mindestens vier Jahre verpflichtet. Die Studenten erhalten 250 Euro im Monat.

Sachsen-Anhalt fördert besonders großzügig

Teilweise viel großzügiger geht es in Sachsen-Anhalt zu: An der Uni Halle wurde neuerdings für 20 Studenten eine neue "Klasse für Allgemeinmedizin" eingerichtet. In diesem Stipendium erhalten Studenten monatlich 800 Euro während der gesamten Regelstudienzeit von sechs Jahren und drei Monaten.

So lange müssen die künftigen Ärzte dann aber auch in Sachsen-Anhalt für die vertragsärztliche Versorgung zur Verfügung stehen. Die Finanzierung haben KV und Krankenkassen in Sachsen-Anhalt übernommen.

Ein zweites Stipendienprogramm von Sachsen-Anhalt läuft bereits seit 2010. Deutschlandweit werden bis zu 50 Studenten gefördert, die sich verpflichten, nach ihrer Facharztausbildung zum Allgemeinarzt in Sachsen-Anhalt zu arbeiten.

Sachverständigenrat hat Konzept entwickelt

Bereits 2009 hatte der Sachverständigenrat zur Begutachtung des Gesundheitswesens ein umfassendes Programm zur Nachwuchsförderung vorgelegt.

Ein Element darin waren auch Stipendien für Medizinstudenten. Dies hält der Sachverständigenrat allerdings nicht für ausreichend.

Notwendig seien eine systematische Verankerung und Institutionalisierung der Allgemeinmedizin an allen Medizinfakultäten, ein Pflichtabschnitt Allgemeinmedizin im Praktischen Jahr, sichere organisatorische und finanzielle Bedingungen für allgemeinmedizinische Weiterbildung und eine Aufwertung der hausärztlichen Arbeit in der Vergütung.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Die Ideen sind frei

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