Hausärzte sind Gatekeeper im Palliativnetz

GIFHORN (cben). Die Deutsche BKK und das Palliativnetz Gifhorn in Niedersachsen haben den nach eigenen Angaben bundesweit ersten Vertrag zur Versorgung Sterbender nach den Maßgaben der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV) geschlossen.

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Der Vertrag nach Paragraf 132 b SGB V ist rückwirkend ab dem 1. Juli 2008 gültig. Die Deutsche BKK rechnet mit 50 bis 60 Versicherten im Jahr, die eine SAPV in Anspruch nehmen werden. Der Vertrag soll den schwer kranken Patienten ermöglichen, zu Hause zu sterben. Besonderheit der Vereinbarung: Die Hausärzte fungieren als Gatekeeper.

"Wir haben festgestellt, dass das Konzept der Palliativ-Care-Teams in einer ländlichen Region wie bei uns nicht gut funktioniert", sagte Dr. Armin Saak, Allgemeinmediziner und Palliativmediziner vom Gifhorner Palliativnetz der "Ärzte Zeitung". Deshalb haben beim Gifhorner Modell die Hausärzte den Hut auf. Wenn ein Kollege einen sterbenden Patienten in die SAPV überleiten will, so kann er einen der beiden Koordinatoren des Ärztenetzes anrufen. Nach spätestens einem Tag kommt der Koordinator auf Hausbesuch und stellt fest, ob die Bedingungen für eine SAPV vorliegen.

Unter Umständen kann auch einer der zur Zeit neun palliativmedizinisch fortgebildeten Ärzte des Netzes dazukommen und gegebenenfalls gemeinsam mit dem Hausarzt, dem Angehörigen und dem Patienten die nächsten Schritte besprechen. Den Löwenanteil übernehmen dann die 20 speziell fortgebildeten Palliativ-Pflegekräfte des Palliativnetzes. Der Hausarzt könne jederzeit entscheiden, was er für die Versorgung des Patienten braucht - Beratung oder Begleitung durch die Palliativmediziner oder spezielle Pflege, so Saak.

Für die Einschreibung in den Vertrag erhält der Hausarzt 80 Euro als Fallpauschale. Die Spezialisten erhalten pro Patient und Woche 200 Euro. Dazu kommen Pflege und Koordinationspauschalen, sowie ein Konsiliardienst, der leistungsbezogen abgerechnet wird. Die Deutsche BKK zahlt zwischen 1000 bis 3000 Euro pro Patient für maximal acht Wochen, sagte Dr. Thorsten Heberlein, Vorstandsberater der Deutschen BKK. Schon vor dem Vertragschluss wurde die Palliativversorgung in Gifhorn mit der Versorgung von 150 Patienten im Jahr erfolgreich erprobt (wir berichteten). "91 Prozent unserer Patienten konnten zu Hause sterben", berichtet Saak.

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