Honorarangebot bringt Hamburgs Ärzte auf die Palme

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"Vergiftetes Geschenk", "infame Einstellung": Die Ärzte sind stinksauer über das Honorarangebot der Kassen - und nehmen es trotzdem an.

Von Dirk Schnack

HAMBURG. Hamburgs KV muss das Honorarangebot der Kassen zähneknirschend akzeptieren. Schon jetzt diskutiert die KV über einen Streik im kommenden Jahr.

Die Rede war von einem "vergifteten Geschenk" und einer "infamen Einstellung" der Kassen. Deren Zugeständnisse beim Honorar für 2012 gehen nur geringfügig über das gesetzlich vorgegebene Mindestmaß hinaus und reichen der KV nicht.

Dennoch wird sie unterschreiben, weil man sich im Schiedsamt kaum Chancen ausrechnet.

"Feigenblattangebot der Kassen"

Dr. Michael Späth, Vorsitzender der KV-Vertreterversammlung, sprach angesichts der niedrigen Zuwächse von einem Feigenblattangebot der Krankenkassen.

Diese halten sich an die engen Vorgaben des Gesetzgebers für 2012. Der Zuwachs bleibt auf 1,25 Prozent begrenzt, verbietet die Vereinbarung von Zuschlägen und erschwert die Ausdeckelung von Leistungen.

Nur bei einigen fachärztlichen Leistungen ist dies in den Verhandlungen gelungen, hinzu kommen 400.000 Euro pro Quartal ab ersten April, um Haus- und Heimbesuche zu subventionieren. Das Geld reicht für rund 56.000 zusätzliche Haus- oder Heimbesuche in diesem Jahr.

Die KV hatte vergeblich die volle Übernahme der Psychotherapiekosten durch die Kassen gefordert. Auch auf die angestrebte Erweiterung des Katalogs ambulantes Operieren sind die Kassen nicht eingegangen.

Die Ausdeckelung fachärztlicher Leistungen hält die KV ebenfalls für unzureichend. In einer Resolution wurde das Angebot der Kassen scharf kritisiert, dennoch zur Annahme geraten.

Streik wird erwogen

Die Vertreterversammlung erwartet von den Kassen, dass die Honorare im kommenden Jahr der veränderten Morbiditäts- und Kostenbelastung vollständig angepasst werden.

Über die Druckmittel wollen sich die Verantwortlichen schon jetzt verständigen - auch ein Streik wird erwogen.

Fest steht für KV-Vertreter wie Dr. Dirk Heinrich: "Wir müssen eine ganz andere Gangart einlegen."

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Streik nicht ausgeschlossen

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