Brandenburg

Honorarverhandlungen gescheitert

Verhärtete Fronten bei den Honorargesprächen in Brandenburg: Die Kassen erkennen die höhere Morbidität nicht an, beklagt die KV - und ruft das Schiedsamt an

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KV und Kassen finden bei den Honorarverhandlungen in Brandenburg nicht zueinander.

KV und Kassen finden bei den Honorarverhandlungen in Brandenburg nicht zueinander.

© fovito/fotolia.com

POTSDAM. Die Honorarverhandlungen für die Ärzte in Brandenburg sind gescheitert. Die KV Brandenburg hat nun das Landesschiedsamt angerufen, teilte sie am Donnerstag mit.

Vorangegangen war ein Schreiben der Arbeitsgemeinschaft der Krankenkassenverbände in Brandenburg. Darin lehnten die Kassen die Forderungen der KV einstimmig ab, weil sie "weit über die Rahmenbedingungen des Beschlusses des Bewertungsausschusses" hinaus gehen würden.

KV: Landestypische Faktoren werden nicht berücksichtigt

Dagegen kritisiert der für Honorarfragen zuständige KV-Vize Dr. Peter Noack, dass die Kassen nicht bereit seien, regionale, für Brandenburg typische und unstrittige Faktoren - wie erhöhte Krankheitslast und wesentlich höheres Durchschnittsalter der Bevölkerung - anzuerkennen, obwohl dies gesetzliche Regelungen ausdrücklich vorsehen.

"Wir haben im Bundesvergleich nachweislich wesentlich mehr ältere, chronisch kranke und multimorbide Patienten zu versorgen. Und trotzdem stellen die Kassen pro Versicherten in Brandenburg das notwendige Geld dafür nicht zur Verfügung", so Noack.

Er appellierte noch einmal an die Kassenseite, sich ihrer Verantwortung zu stellen.

Kassen bemängeln: Es fehlen Daten

Die Kassen verweisen darauf, dass die KV bisher versäumt habe, ihre Forderungen mit Daten zu unterfüttern. Das sei aber nötig, um vom Beschluss des Bewertungsausschusses abzuweichen.

"Damit die Kassen etwas machen können, brauchen sie detailliertes Zahlenmaterial. Das ist bisher trotz unserer Bitte nicht gekommen", sagte die Sprecherin des regionalen Ersatzkassenverbands vdek Dorothee Binder-Pinkepank der "Ärzte Zeitung".

Eine Schiedslösung würden die Krankenkassen aber gern vermeiden. "Wir hoffen noch, dass wir auf dem Verhandlungsweg zu einem Ergebnis kommen", so die vdek-Sprecherin.

In Sachsen-Anhalt hat das Schiedsamt der KV allein für Morbiditätsfaktoren 2,8 Prozent mehr Honorar zugebilligt als im Steigerungsrahmen des Beschlusses des Bewertungsausschusses vorgesehen war.

Enttäuscht über Position der Kassen

In Brandenburg werden laut KV knapp 20 Prozent aller fachärztlichen Tätigkeiten nicht vergütet. Dringende Strukturprobleme in der ambulanten Versorgung könnten somit nicht gelöst und Innovationen in der ambulanten Medizin nicht umgesetzt werden, so Noack.

Er zeigte sich "über die Position der Kassen enttäuscht und auch frustriert. Die rund 3800 brandenburgischen Vertragsärzte und Psychotherapeuten versorgen ihre Patienten, aber ohne Sicherheit auf eine angemessene Vergütung", sagte er. (ami)

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