IKK sieht in "bummelnden Ärzten" eher die Ausnahme

Ungewohnte Eintracht: Kassenvertreter nehmen Ärzte vor Kritik in Schutz, sie ließen gesetzlich Versicherte länger auf einen Termin warten als Privatversicherte. HNO-Ärzte denken derweil über Komfortsprechstunden nach.

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Die IKK findet keine Belege für eine schlechtere Terminvergabe für Kassenpatienten.

Die IKK findet keine Belege für eine schlechtere Terminvergabe für Kassenpatienten.

© Steffen Schellhorn / imago

BERLIN (hom/HL). In der Diskussion um Wartezeiten von Kassenpatienten auf einen Facharzttermin hat der Vorstand der IKK classic, Gerd Ludwig, die Ärzte vor Kritik in Schutz genommen. "Dass gesetzlich Versicherte von Fachärzten bei der Terminvergabe zurückgestellt und PKV-Versicherte bevorzugt werden, dafür haben wir keine Belege", sagte Ludwig der "Ärzte Zeitung".

Ausnahmen werde es zwar immer geben. "Aber die Regel ist das nicht", so Ludwig.

Die Debatte um Wartezeiten war nach der Vorlage eines Gesetzentwurfs der SPD entbrannt. In ihrem Gesetzentwurf hatten sich die Sozialdemokraten für harte Sanktionen bei langen Wartezeiten für Kassenpatienten ausgesprochen.

Nach heftigen Protesten von Vertretern der Ärzteschaft hatte die SPD ihre Vorschläge aber abgeschwächt (wir berichteten). Auch Kassenchef Ludwig betonte, von "Strafzöllen für bummelnde Ärzte" halte er nichts.

Seine Kasse setze vielmehr auf eine "partnerschaftliche Zusammenarbeit" mit Ärzten. "Sanktionen und Kontrollitis würden dies konterkarieren." Die IKK classic war Anfang 2010 aus der Fusion von vier IKKen hervorgegangen. Die Kasse zählt rund 1,4 Millionen Versicherte.

Für neuen Wirbel in der Wartezeiten-Debatte sorgt derweil ein Beitrag des Präsidenten des Berufsverbands der HNO-Ärzte, Dr. Dirk Heinrich. In der neuen Ausgabe des Verbandsmagazins rät Heinrich seinen Kollegen, "Komfortsprechstunden" für Patienten anzubieten.

Die Entwicklung der "Komfortsprechstunde" sei ein spezielles Angebot für Kassenpatienten unter den restriktiven Bedingungen der Regelleistungsvolumina in einer Größenordnung von 20 bis 25 Euro pro Quartal, sagte Heinrich der "Ärzte Zeitung". Bei einer solchen Vergütung könnten Patienten nur in großer Menge und unter zeitlich sehr knappen Bedingungen versorgt werden.

Wer hingegen ausführliche Beratung und weiterführende Diagnostik jenseits üblicher Kassenleistungen wünsche, könne die "Komfortsprechstunde" in Anspruch nehmen, die Ärzte als Individuelle Gesundheitsleistung abrechnen müssten "Das machen wir wirklich nicht gerne - aber die Umstände zwingen uns dazu", so Heinrich.

Das Nachrichtenmagazin "Spiegel" hatte dem Verband vorgeworfen, mit seinen Ideen auf "Honorarjagd" gehen zu wollen. Heinrich sagte, kritische Berichte wie die im "Spiegel" hielten die HNO-Ärzte aus.

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