Erster Erfolg

Johnson & Johnson lenkt im Streit um Tuberkulose-Wirkstoff ein

Länder mit niedrigem Einkommen sollen künftig Zugang zu generischen Versionen des Wirkstoffs Bedaquilin bekommen. Ausgeschlossen sind aber ausgerechnet die Staaten mit einer hohen Zahl von Tuberkulose-Kranken.

Veröffentlicht:
Röntgenaufnahme eines Tuberkulosepatienten

Röntgenaufnahme eines Tuberkulosepatienten: Ärzte ohne Grenzen behandelt die Krankheit in 27 Ländern

© Gregor Fischer / dpa / picture alliance

Berlin. Die Initiative „Stop TB Partnership/Global Drug Facility“ hat mit dem Pharmakonzern Johnson & Johnson eine Vereinbarung über den Zugang zum Wirkstoff Bedaquilin erreicht. Das teilte die Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“ am Freitag mit. Die Vereinbarung bietet demnach Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen Zugang zu günstigeren, generischen Versionen des Medikaments. Allerdings: Von dem Abkommen ausgeschlossen sind ausgerechnet die Länder, in denen besonders viele Menschen an Tuberkulose erkrankt sind. Bereits vor Monaten hatte „Ärzte ohne Grenzen“ dem US-Konzern Preistreiberei auf Kosten der Tuberkulosepatienten vorgeworfen.

„Die Vereinbarung mit Johnson & Johnson bietet eine kurzfristige Lösung für einige Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen, sie bleibt aber ein Tropfen auf den heißen Stein“, erklärt Christoph Perrin, Pharmazeut von Ärzte ohne Grenzen. Die vollständigen Bedingungen des Abkommens, inklusive der Liste der beteiligten Länder, sind noch nicht publik. „Wir haben aber bereits erfahren, dass die neun Länder in der Region Osteuropa und Zentralasien, die zu den Ländern gehören, in denen resistente Tuberkulose am meisten verbreitet ist, von diesem Abkommen ausgeschlossen sind“, so Christoph Perrin. Bedaquilin sei in der Behandlung von multiresistenter Tuberkulose essenziell.

Verlängerung des Monopols wird angestrebt

Darüber hinaus strebe Johnson & Johnson eine Verlängerung des Monopols auf das Medikament in vielen Ländern an, in denen der Konzern noch ein zweites Patent auf Bedaquilin besitzt - darunter 34 Länder, in denen Tuberkulose stark verbreitet ist. „Es ist besorgniserregend, dass Johnson & Johnson die Produktion und den Zugang zu generischen Versionen von Bedaquilin in vielen Ländern weiterhin einschränkt und so kontrolliert, wer die lebensrettende Behandlung erhält“, erklärt Christoph Perrin.

Es ist nicht das erste Mal, dass Ärzte ohne Grenzen Johnson & Johnson kritisiert. Bereits 2019 hatte die Organisation die Preispolitik des US-Konzerns für sein Tuberkulose-Medikament gerügt.

Ärzte ohne Grenzen behandelt Tuberkulose in insgesamt 27 Ländern. Die Organisation setzt sich zudem politisch dafür ein, dass in klinischen Studien neue Medikamente kombiniert werden, Therapien verträglicher werden, mehr Menschen Zugang zu der neuen Behandlung haben und die Kosten der Behandlung gesenkt werden. (kaha)

Mehr zum Thema

ESMO-Leitlinien-Update

Enfortumab Vedotin neuer First-Line-Standard gegen Urothel-Ca.

Klasseneffekt vermutet

Schmerzhafte Strahlendermatitis nach BTK-Hemmer-Therapie

Das könnte Sie auch interessieren
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

In Zahlen

Ärztemangel? Wir haben mal nachgerechnet

Lesetipps
„Kein Krankenhaus kennt momentan seine Zukunftsperspektive“: Der unparteiische Vorsitzende des G-BA, Professor Josef Hecken.

© Rolf Schulten

Kritik an Regierungsplänen

G-BA-Chef Hecken: Ärzten droht Burn-out nicht vom Geldzählen!