Kassenpatienten gehen öfter ohne Umschweife zum Arzt

BERLIN (ble). Was Hausärzte täglich erleben, wird jetzt auch von einer aktuellen Studie untermauert: Bei akuten Beschwerden greifen viele Patienten nicht erst zum Telefon, sondern machen sich ohne Termin direkt auf den Weg in die Praxis.

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Fast jeder zweite Patient geht bei akuten Beschwerden ohne Terminvereinbarung zum Hausarzt, 29 Prozent suchen auf direktem Weg den Facharzt auf. Das geht aus einer Telefonumfrage des Meinungsforschungsinstituts TNS Healthcare unter 6013 Bundesbürgern im Auftrag des BKK-Bundesverbands hervor.

Angesichts der Ergebnisse appellierte Verbandschef Wolfgang Schmeinck an die Kassen, die Versicherten zu mehr Terminvereinbarungen anzuhalten. Hier gebe es eine "Bildungsaufgabe", meinte er mit Blick auf die Privatpatienten, von denen nur 29 Prozent auf eine Terminvereinbarung verzichten.

Die Wartezeit für akute Behandlungen ohne Termin betrug für gesetzlich Versicherte durchschnittlich 37, für PKV-Versicherte 30 Minuten. Allerdings basierten die Werte auf Erinnerungen der Befragten, so Bettina Danowski von TNS Healthcare. Zudem ist die Datenbasis mit 101 Privatpatienten sehr dünn.

Aus diesem Grund warnte Schmeinck vor voreiligen Schlüssen: "Diese Erhebung sagt nichts zur medizinischen Behandlungsqualität." Es könne sein, dass längere Wartezeiten bei Ärzten aus ihrem besonders guten Ruf bei den Patienten resultierten. Eine eklatante Zweiklassenmedizin lasse sich jedenfalls nicht belegen.

Lange Wartezeiten für Patienten müssen nicht sein, wenn sich Praxischefs an den Terminplan halten.

Lange Wartezeiten für Patienten müssen nicht sein, wenn sich Praxischefs an den Terminplan halten.

© Foto: Klaro

Eindeutig sieht die Situation indes bei planbaren Terminen aus. Hier mussten GKV-Versicherte 26 Tage auf einen Termin warten, Privatpatienten zwölf. Zudem mussten 18 Prozent aller Patienten mit als akut empfundenen Beschwerden länger als sieben Tage warten. Dabei gaben 21 Prozent der befragten GKV-Versicherten an, ihnen sei vom Arzt kein Grund genannt worden; bei den Privatpatienten waren es sechs Prozent.

Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung Dr. Andreas Köhler kündigte für den 20. August Ergebnisse einer eigenen Studie an. Vorläufigen Auswertungen zufolge hätten 13 Prozent der Versicherten mit einem akuten Problem angegeben, länger als sieben Tage gewartet zu haben. Bei den GKV-Versicherten seien es 14, bei den Privatpatienten elf Prozent gewesen.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Kein Indiz für Rationierung

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